Bei den baltischen Völkern ist die Verehrung der Schlange bis in die Neuzeit bezeugt. Bei den Litauern und Letten wurden Ringelnattern als Hausschlange gehalten und mit Milch gefüttert. Sie galt als Beschützerin des Viehs und konnte mit der lettischen Piena māte („Milchmutter“) gleichgesetzt werden. In einem litauischen Volkslied wird die Ringelnatter als „Abgesandte der Götter“ bezeichnet. Ein litauisches Sprichwort lautet:
„Die Ansicht einer toten Žaltys lässt die Sonne weinen.“
Sie dienten manchmal der Zukunftsdeutung und waren auch sonst mit abergläubischen Praktiken verbunden. Auch für die Prußen ist das Halten von Schlangen und deren Fütterung mit Milch bezeugt und soll nach Simon Grunau als Idol des Gottes Potrimpos verehrt worden sein.
Eglė, die Königin der Nattern, oder Eglė, die Königin der Schlangen (litauisch Eglė žalčių karalienė), ist eine der bekanntesten litauischen Legenden und Volksmärchen. Die Geschichte ist eine der ursprünglichsten und archaischsten Erzählungen ihrer Art und vermutlich diejenige mit den vielfältigsten Anspielungen auf die litauische Mythologie. Die unterschiedlichen Versionen der Geschichte, die schriftlich gesammelt wurden, unterscheiden sich nur in Details. Ihr facettenreicher mythologischer Hintergrund hat von jeher Forscher der frühen Kultur und Mythologie der indoeuropäischen Völker angezogen. Unter den interessanten Details der Legende im Vergleich zu ähnlichen märchenhaften Erzählungen ist, dass in ihr nicht nur die permanente Verwandlung eines Menschen in ein Reptil beschrieben wird, sondern auch die permanente Verwandlung von Menschen in Bäume.
Eglė ist einerseits ein sehr populärer litauischer weiblicher Vorname, andererseits aber auch das litauische Wort für den Nadelbaum Fichte. Die Schlangen der Erzählung heißen auf litauisch žaltys, also Ringelnatter, eine ungefährliche und an Land lebende Reptilienart, aber da sie in der Erzählung auf dem Grund der Ostsee leben, ist davon auszugehen, dass vermutlich eher mythische „Wasserschlangen“ als im konkreten Sinn biologisch klassifizierte Ringelnattern gemeint sind.
(Quelle: Wikipedia)
Die oberste Göttin war die Sonnengöttin Saule. Ihre Tocher war die Erdmutter Semina/ Žemyna, zärtlich Žeminele genannt. Eine wichtige Rolle im Leben spielte die Glücksgöttin Laima, die Göttin des Schicksals und der Neugeborenen, die als „Knospentreiberin“ zu erkennen war. Ihre Allwissenheit zeigte sich in riesigen weißen Schlangen. In ihrer zweiten Funktion erschien sie als Kuckuck und war für die Lebensdauer und das Lebensglück zuständig. Beides hing gänzlich von ihr ab, und man opferte ihr an heiligen Orten Tonfiguren, sogenannte „Laima-Widder“. Auch wurden Steine mit Löchern und mit glatter Oberfläche verehrt. Diese Laimasteine symbolisierten das Schicksal: Je nachdem wie die Göttin entschieden hatte, wurden sie größer oder kleiner. Der Laimastein eines armen Mannes zerfiel im Laufe der Zeit. In ihrem dritten Aspekt trat sie als Giltine, als Todesgöttin auf, die eine lange Zunge hatte, deren Stich giftig war. Sie erschien den Menschen als Holzpfahl, schwarzer Käfer oder als grüne Schlange (Žaltys).
Schlangen wurden sehr verehrt, und man schätzte sich glücklich, wenn sich eine Schlange hinter der Feuerstelle eingenistet hatte. Die fütterte man und beobachtete gewissenhaft, ob sie das Futter auch annahm. Einige Menschen verstanden sich darauf, mit den Schlangen zu flüstern und wurden von ihnen nicht gebissen. Die Sage sagt, dass später die Schlangen weniger wurden, und seit man die letzten beiden verbrannt hatte, erging es dem baltischen Volk schlecht. Die Ordensritter versuchten diesen „Aberglauben“ auszurotten, indem sie den Schlangenkult verboten. Es gab aber auch Menschen, die die „Heiden“ zwangen, ihre unter Tabu stehenden Hausschlangen zu töten.
Um zu verdeutlichen, wie lange ein Tabu wirken kann, sei hier der österreichische Diplomat Siegmund von Herberstein zitiert, der 1517 eine Gesandtschaftreise nach Moskau unternahm und bei Einheimischen übernachtete, wo er auch den Schlangenkult kennenlernte. Die Schlange war das Symbol der Erdgöttin, die in der Götterhierarchie ebenso hoch stand wie der Donnergott Perkunas. Jede Familie schätzte sich glücklich, wenn sich eine grüne Grasnatter, die übrigens ungiftig ist, im Hause in der Nähe der Feuerstelle niederließ, bedeutete dies doch, dass die Erdgöttin dem Haushalt gnädig war. Diese Schlange wurde mit Milch und Eiern gefüttert. Herberstein nennt die im Haus gehaltene Schlange „ihren Gott“ und sagt: „Sy haben jr zeit, wann sy jren Göttern die speiss geben, setzen ain Milich in mitten jhrer wonung vnd khnien auf den Penkhn, so khumbt der wurm herfür und pheifft die leut an, wie die zornige gens, dan so betten vnd eheren die leut den mit vorchten an“. Dann erfährt der Diplomat eine Geschichte, in der ein Bauer einen Gast aufgenommen hatte, der seinen Gastgeber überredete, als guter Christ nicht länger dem Aberglauben anzuhängen und die Schlange zu erschlagen. „Nit lang darnach khamb der selb mein wird wider, seine Pein zu sehen; der Paur hette ein krums maul vnd gegen dem Or gezogen.“ Der Frevler hatte also einen Schlaganfall erlitten, weil er das Tabu gebrochen hatte. (Quelle: Beate Szillis-Kappelhoff)
Grüne Grasnattern (Raue Grasnatter) leben eigentlich in Amerika, Kanada oder Mexico. Deshalb gehe ich davon aus, dass es sich um eine andere Schlangenart handelt. Die sehr seltene, ungiftige Äskulapnatter ist mit bis zu zwei Metern die längste Schlange in Deutschland. Sie ist braun, olivgrün, graubraun oder grauschwarz und im Rheingau, im südlichen Odenwald und an der Donau südlich von Passau zuhause. Fällt somit auch durch das Raster. Bleibt die bis heute weit verbreitete Ringelnatter, die oft grünlich schimmert. Die Ringelnatter wird auch oft explizit in baltischen Geschichten und Göttersagen genannt.
Die Ringelnatter ist für den Menschn völlig harmlos. Sie ist recht klein (75cm Männchen bis max 150cm Weibchen) und lebt von Fröschen, Kröten, Molchen, Insekten oder Kaulquappen.
Man erkennt sie leicht am gelben Schild am Hinterkopf. Sie kommt in den Farben Blaugrau bis Grüngrau, aber auch in Brauntönen, vor.