Baltische Götter

Für alle Bereiche des Lebens gab es Göttinnen und Götter, zumindest aber Gottheiten und Geister, denen mit Opfergaben zu danken war, die es zu besänftigen galt und an die man seine Bitten richten konnte. Die älteste Religionsschicht weist Göttinnen aus, die alle erdverbunden sind und ein von Ehrfurcht geprägtes Wissen um Pflanzen, Reptilien, Vögel, Haus- und Wildtiere haben. Die oberste Göttin war die Sonnengöttin Saule. Ihre Tocher war die Erdmutter Semina/ Žemyna, zärtlich Žeminele genannt. Eine wichtige Rolle im Leben spielte die Glücksgöttin Laima, die Göttin des Schicksals und der Neugeborenen, die als „Knospentreiberin“ zu erkennen war. Ihre Allwissenheit zeigte sich in riesigen weißen Schlangen. In ihrer zweiten Funktion erschien sie als Kuckuck und war für die Lebensdauer und das Lebensglück zuständig. Beides hing gänzlich von ihr ab, und man opferte ihr an heiligen Orten Tonfiguren, sogenannte „Laima-Widder“. Auch wurden Steine mit Löchern und mit glatter Oberfläche verehrt. Diese Laimasteine symbolisierten das Schicksal: Je nachdem wie die Göttin entschieden hatte, wurden sie größer oder kleiner. Der Laimastein eines armen Mannes zerfiel im Laufe der Zeit. In ihrem dritten Aspekt trat sie als Giltine, als Todesgöttin auf, die eine lange Zunge hatte, deren Stich giftig war. Sie erschien den Menschen als Holzpfahl, schwarzer Käfer oder als grüne Schlange (Žaltys).

Die Sonnengöttin Saule, die unermüdlich Strahlende und Lebenbringende, brauchte auch manchmal eine Pause. Zu den Sonnenwenden lud sie deshalb ihre sechs Planeten-Töchter ein, mit ihr zu feiern und zu tanzen. Da die Menschen als Kinder der Erdgöttin die Enkel der Saule waren, durften sie natürlich bei den ausgelassenen Sonnenwendfeiern nicht fehlen. Am Jahresende hatte Saule alle Kraft verbraucht und wurde immer schwächer. Die Tage wurden kälter, die Nächte länger. Also halfen ihr ihre Enkelkinder zur Wintersonnenwende, indem sie Lichter anzündeten und ihr so wieder ihre Kraft zurückgaben. So gut gepflegt, konnte Saule wieder strahlen, machte die Tage länger und wärmer, so dass die Menschen bald wieder Saat ausbringen konnten.

Die zweite Sonnentochter war die Morgenröte Auschra/ Aušrine und gleichzeitig der Abendstern Wakarine, die in der Gestalt einer Stute oder einer weißen Kuh erschien. Sie hatte die Aufgabe, ihre Mutter Saule morgens zu wecken und ihr abends das Nachtlager zu bereiten. Die göttlichen Zwillingssöhne Ašwiniai zogen in Gestalt weißer Hengste den Sonnenwagen über den Himmel. Deshalb standen weiße Pferde unter Tabu und durften nicht geritten werden. Natürlich gab es auch böse Gottheiten, die Laumen. Sie waren dafür verantwortlich, dass Kinder missgebildet zur Welt kamen oder manchmal spurlos verschwanden. Sie molken heimlich die Kühe leer und verzodderten den Pferden die Mähnen und waren sonst noch für alles mögliche Unheil verantwortlich.

Eine weitere Göttin machte mir mein Vater vertraut: Als ich einmal als Kleinkind in ein Kornfeld laufen wollte, erzählte er mir, dass darin die Kornmuhme (Rugiu Boba) wohne und die Saat beschütze. Wenn ich nun mutwillig das wachsende Brot zertrampeln würde, dann würde die Roggenmutter dafür sorgen, dass ich mich im Kornfeld verlaufen würde und nie wieder herausfände. Für ein kleines Mädchen angesichts der riesig erscheinenden Halme eine wahrhaft beeindruckende Geschichte. „Der Korngeist hauste im Roggenfeld oder in anderen Getreideäckern und steckte bei der Ernte in der letzten Getreidegarbe. Die litauischen Bauern gaben der allerletzten Roggengarbe die Gestalt einer Frau. Sie heißt noch heute `rugiu boba´, die Roggenmuhme. Sie wurde mitgenommen, beim Erntedankfest umjubelt und sodann bis zur nächsten Ernte im Haus aufbewahrt. Die Zahl der Göttinnen und Gottheiten ist unüberschaubar, aber besonders erwähnen möchte ich noch die guten Haus- und Feldgeister, die Kaukas, Kucks, Kux oder Cux: Sie wohnen nämlich unter dem Holunderbusch und freuen sich, wenn man ihnen etwas Essensreste unter den Holunderbusch bringt. Im Gegenzug belohnen sie die Familie mit Glück, beschützen das Haus vor Feuer und liefern jedes Jahr wohlschmeckende Holunderbeeren sowie gute Humuserde für unsere Beete.

Strohfigur zur Verbrennung

Mit Einzug der Indoeuropäer wurde die weibliche Götterschicht von einer Schicht männlicher Götter überlagert: Diese waren zuständig für die Beobachtung der Himmelkörper und ihrer Bewegungen und verkörperten sich durch Rinder, Pferde und Waffen. Götter halfen bei der Seefahrt, indem sie Sternbilder an den Himmel zeichneten und bestimmten die Berechnung der Aussaat- und Erntetermine. Besonders wichtig waren dabei die Plejaden/ Siebengestirn, litauisch Sietinas (Sieb) und prußisch Paytoran (Bienenschwarm) genannt.

Deiwus (prußisch)/ Devs (kurisch)/ Dievs (lettisch)/ Dievas (litauisch) war der oberste Gott, der im Zuge der Christianisierung mit dem Christengott verschmolz. Er war derart hochgestellt, dass er faktisch nicht genannt oder angerufen werden durfte. Schon gar nicht durfte man mit ihm hadern: „Mit Dievas läßt sich nicht rechten!“ Er ist der Gott des leuchtenden Himmels, der Beschützer geschlossener Verträge sowie der Gott des Friedens, der Ehrlichkeit, Gerechtigkeit und Freundschaft.

Perkunos war der Befruchter und Reiniger und Ehemann der Erde, er gab den Männern die Zeugungskraft und nahm die Gestalt eines Stieres oder Ziegenbocks an. Mit seinen geschleuderten Pfeilen übermittelte er Fruchtbarkeit, wer davon getroffen wurde, hatte hernach Heilkräfte. Sein Baum war die Eiche, besonders eine solche, die durch Mistelbewuchs immergrün war. Hier wurden ewig brennende Feuer unterhalten. Wenn sie einmal erloschen, „mußte man an einer Eiche mit einem grauen Stein so lange reiben, bis die Rinde zu glimmen begann… Wenn eine Braut das mütterliche Haus verließ, nahm sie ein paar brennende Holzscheite mit.“ Frauen waren die Hüterinnen des Feuers im Hause. Im Memelland behielt Perkunos seine göttliche Stellung bei, und wenn sich der christliche Pfarrer gar nicht mehr zu helfen wußte und die Androhung kirchlicher Strafen nichts mehr nützte, dann drohte er in seiner Not mit Perkunas…und hatte Erfolg damit.

Perkunos zur Seite gestellt waren der dicke lachende rosige Gott Potrimpos, der Gott des Glücks, des Frühlings, der Saat, der Fruchtbarkeit und des Wohlstandes sowie der fahle graue ausgemergelte Patolos, der gütige und hilfreiche Gott des Sterbens. In der heidnischen Religion gab es weder Teufel noch Hölle. Im Zuge der Christianisierung wurde dem guten Sterbegott Patolos die polnische Bezeichnung Pikollos (böse, Teufel) gegeben.

Göttliche Strohfigur zum verbrennen

Baltische Götter, Göttinnen, Gottheiten

  • Aitvaras (lit): Gott, Luftgötter, lebten im Himmel oder in Wäldern, fliegender Getreide- Drache, unter christlichem Einfluß vermutete man sie im Kornspeicher und bezeichnete sie als Diebe, weil sie ihren Verehrern Weizen und Gerste durch die Luft zutrugen. Sie regelten menschliche Beziehungen und beeinflussten die Gesundheit, waren unsterblich und regenerierten sich, falls verwundet, durch die Berührung mit der Erde
  • Aitwaras, Aitwars (pr.): Gottheit in Sumpfgebieten, wohnt oberhalb der Erde, Gestalt Drache oder große Schlange, Kopf feurig, tun Gutes und Schlechtes, können nur mit Magie vertrieben werden. Wenn man einen Aitwars fliegen sieht, muß man mit dem Messer auf den Boden zeigen, um ihm sein eigenes Revier zu zeigen. Als Strafe kann man mit Läusen überschüttet werden oder er zündet das Anwesen an. Aber letzlich ist er vertrieben. Opfergabe: unberührtes Gebratenes oder Gekochtes
  • Algis: Gottheit als Herold
  • Alka: Götterbild
  • alkaimas, alkakaimas, alkeimas: Götterdorf
  • Apidemis: Gottheit für den Wohnungswechsel
  • Aschviniai, Ašviniai: Göttliche Zwillingssöhne der Saule in Gestalt von weißen Hengsten mit goldenen Mähnen, die Saules Himmelswagen ziehen
  • Audrus, Audras: Gottheit für Sturmflut und Orkan
  • Ausaitis (lit), Pilnytis (lit): Gott für die Gesundheit
  • Ausca (pr), Wakarine, Wākarīne (pr), Žwierine, Žvoruna, Auschrine, Aušrinne (lit): Göttin der Morgenröte, Göttin Venus, Tochter der Saule, Morgensternbewacherin, in Gestalt einer Stute durchschwimmt sie Wellen, als weiße Kuh erscheint sie in Märchen, verschmolz mit der Jungfrau Maria, Gottheit, Abendsternbewacherin, Wakarine: Göttin Venus als Abendstern im Gegensatz zu Auschrine (Venus als Morgenstern): beides sind Sonnenmägde. Auschrine macht der Sonne morgens das Feuer an, Wakarine richtet ihr abends das Lager.
  • Auschautas, Aušautas (pr), Aušveitis, Saturm Äskulap: Gottheit der Morgenröte, Gott der Kranken und Gesunden, der gute Gott
  • Auschauts, Aušauts: Gott der Verschuldung, Kranken und Genesenden
  • Auseklis: Gott, Bruder der Auschrine bzw. Pendant aus der männlichen Ära, zeigt sich in Gestalt eines Hengstes oder Stieres
  • Austeja, Austaja: Göttin der Bienen, der Fruchtbarkeit und des Frühlings, Vermehrerin der Bienen und Menschen, Beschützerin heiratsfähiger Mädchen und schwangerer Frauen
  • Autrimpas (pr): Gott des Meeres, Seegott
  • Autrimpus, Natrimpus, Potrimpus: Gott der Vorjahreszeit, Schmiedegott, später Kriegsgott
  • Azpelenie, Ažpelenie: Gottheit, Herdwinkelbewacherin
  • Bangputtis, Bangputijs : Göttin der Wellen, des Meeres, des Wellenbewegens u. –schlagens, Tochter der Windmutter (fuhr in einem Boot mit goldenem Anker über das sturmgepeitschte Meer)
  • Bardoaitis, Bardoyats, Perdoyts: Gott der Schiffer und Seeleute, kann Schiffe umblasen, deshalb Opfergabe Fische
  • Baube: Gottheit des Viehbrüllens, weibl., Brüllerin
  • Baubis: Gottheit des Viehbrüllens, männl.
  • Brekschta, Brekšta: Göttin der Dämmerung
  • Budintāja: Gottheit als Wachmacherin, Erweckerin, die Summerin
  • Ceroklis: Gott der Gastlichkeit
  • Deiwas, Dewus, Deiwa(n)s, Deiwan, Deiws, Dievas, Diev: Gott, Götter
  • deiwinat: Gottesdienst halten
  • deiwiskai: göttlich
  • Deiws ast teikawuns switan (pr.): Gott hat die Welt geschaffen
  • deiwutiskan (pr.): göttlich, selig, Gottseeligkeit
  • Dekla: Göttin der Gebärenden und Kinder
  • Derintis, Derrintois: Gott, der Verträge besiegelt
  • Devus, Dewus (pr), Ukkopirmas, Dievas = Praamzius (lit) = Prakurimas, Ikurejas, Sotvaras (Suvalkija), Nrnadeeves (13.Jh.), Occopirmus = Uokopirmas (pr.16.Jh.), Triglav (slaw. dreiköpfiger Gott Jarovit-Ruevit-Svantevit): Gott, ranghöchster zusammen mit Saule, verschmolz später mit dem Christengott, Gott des leuchtenden Himmels, Beschützer geschlossener Verträge, Gott des Friedens und der Freundschaft, versinnbildlichte den Jahreszyklus: zu Weihnachten erwacht er (Hirsch mit 9 Geweihsprossen) und triumfiert zur Sommersonnenwende (Birke). Seine Entscheidungen sind in Stein geschrieben, es gibt keine Flucht davor, es symbolisiert das Gestern-Heute-Morgen
  • Diewe wam padek! (pr.): Gott helfe mir!
  • Diewe pasutin mus! (pr.): Gott sättige uns!
  • Dimstipati (weibl.), Dimstipattis (männl.): Göttin des Hauses, die am wichtigsten Platz in der Ecke hinter dem Tisch vermutet wird, nur von Frauen angebetet, später Gott für Hofherren
  • Drebkullys: Gott des Erdbebens
  • Dugnaija: Gottheit für das Bierzubereiten
  • Duotaias: Gott als Geber
  • Dwargautis: Gottheit für das Hofhüten
  • Ežerinis (lit.): Göttin der Land-Seen
  • Eraicziu: Gott der Lämmer
  • Eratinis: Gott für Lämmer und Schafe
  • Gabija : Göttin des personifizierten Feuers
  • Gabjauija (weibl. pr.), Gabjaujis (männl. lit.), Jagaubis: Göttin für das Feuer auf der Dreschdiele (jauja), der gefüllten Scheunen, bschützt nicht nur das Feuer, auch Hof und Vieh, wurde zur Dreschzeit in der Tenne angerufen, man opferte ihm einen Hahn, den man unter einem übergestülpten Topf aufbewahrt hatte
  • Gabwartei: Gott als Feuer-Abwender
  • Gaddinauti, Dworgantis: Gottheit, die Hof und Gehöft bewacht
  • Ganīklus Dewas: Gott für das weidende Vieh
  • Ganda, Janda: Gottheit des Schicksals für Mädchen, um Schrecken abzuwenden
  • Ganiklis (lit): Gottheit für das Herdenbehüten, Gott der Schafhirten
  • Gardetis, Gardonaitis: Gottheit für das Herdenbehüten, Gott der Schafhirten
  • Giltine, Gelténe, Giltene: Göttin, freundliche Todesgöttin, die Sorge trägt, daß Menschen auf Erden nicht als überflüssig empfunden werden, später Göttin für den schmerzhaften Tod, giftiger Zungenstich (= indische Kali), Würgerin in Pestzeiten, Schwester der Laima bzw. ihr 2.Aspekt
  • Giraitis, Girristis, Gyrsystis: Gott des Waldes
  • Giristis, Girīstis, Girystis: Gottheit für das Bewachen des Waldes, Waldwächter
  • Guze, Gusze, Guže: Göttin der Wanderer und Reisenden
  • Indraja, Indre, Indra, Indira: von „endre, lendre, nendre“: Rohr im Sinne von altgriechisch „andreia“: Tapferkeit, Tüchtigkeit, Mannhaftigkeit, Tochter der Sonnengöttin Saule, entspricht dem 5. Planeten Jupiter, Göttin für Landwirte und für die Gesundheit der Kinder
  • Jagaubis, Ugniszwenta: Gott des Feuers
  • Jauci Baūbis: Gottheit für das Brüllen der Ochsen, Ochsenbrüller
  • Juras Māte (lett): Göttin für das Meer, Meermutter
  • Kaikoratas: Gottheit derPferde
  • Kalwelis, Kalivs, Kalwaitis: Gott als Himmelschmied, hämmert am Ufer des Himmelsmeeres, schafft jährlich eine neue Sonne, weil die alte in der Winterszeit durch böse Mächte verschlungen wurde, indem er eine Ring, eine Krone oder einen goldenen Becher schmiedet
  • Karweitis, Karwaitis, Karwaicziu: Gottheit für Kälber und Lämmer
  • Kaugaris, Kaugarbis: Gottheit der Berge, Hügelbewacher
  • Kaukarus: Gott der Berge
  • Kaupuole, Kupole (weibl. Tochter ist Rasyte): Göttin für die Blütenpracht, Keimkraft und Feldvegetation, eine sterbende und wieder auferstehende Göttin
  • Keliu Dewas: Gott der Wege
  • Kellukis: Gottheit der Wanderer und der auf die Wege achtet
  • Kerpēzus, Kerpintjus, Kerpiszus: Gottheit der Moose und Flechten
  • Kiauliu Kruke: Gott der Schweine
  • Kovas (lit): Gott für den Krieg
  • Krukis: Gott als Grunzer
  • Krumine, Krūminie: Gottheit für die ersten Ähren, Kernansätze der Ähren, Buschfrau, Halm-Jungfrau
  • Kurke, Kurkis, Kurcho, Churche, Korche, Chorcho, Gabjauija: Gott der Ernte und Spender der Nahrung, gibt die letzten Ähren
  • Laimā und Zemyna, Dalia (lit), Karta (lett) = Zeminele): Göttinnen, oberste zwei Erdgöttinnen (erste Schicht, später degradiert und dämonisiert und überlagert von männlichen Himmelsgottheiten) Von Ehrfurcht geprägtes Wissen um Pflanzen, Reptilien, Haus- und Wildtiere, Vögel)
  • Laima, Laimā: Göttin des Allwissens, des Schicksals, der Geburt, Schwangerschaft und der Neugeborenen, Glücksgöttin
  • Laukpatis: Gottheit über die Felder und Fluren, Flurenherr
  • Lauksargs: Gott der Feldhüter
  • Laume: Göttin für Entführung und Mißbildung und andere Bösartigkeiten bei Kindern, weiblicher Unhold
  • Lazdona (lit): Göttin der Haselnußernte
  • Ligiejus, Lygiejus, Ligizus, Līgizus: Gott der Eintracht und Rechte, der Ausgleicher
  • Ligo, Līgo: Göttin der Fröhlichkeit
  • Lituwanis, Lītuwanis, Lituwas (pr.): Gottheit für das Regenmachen, Regengott
  • Lytuvonis (lit): Göttin des Regens
  • Mara: Göttin Milchmutter. Sie hielt sich in Gestalt von schwarzer Schlange, schwarzem Käfer oder schwarzer Henne im Stall auf und überwachte die Geburt von Kälbern. In Gestalt einer weißen Henne hieß sie Laima-Kuh, später Jungfrau Maria
  • Mediene, Medeina: Göttin des Waldes, der Bäume, der Jagd und der Hasen
  • Meletete, Meletette, Tete Melu: Göttin für Farben, besonders für Kräuter zur blauen Farb-Herstellung, Muhme des Blaufärbe- Krauts, Zorngöttin
  • Menulis, Mênulis: Gott Mond, schöner Himmelsfürst, der in Hengstgestalt mit einem sternenübersäten Mantel das Nachthimmels-Meer durchschwimmt; Gewährer und Beschützer von Gesundheit, Schönheit, Zufriedenheit, Wohlhabenheit; geschiedener Gatte von Saule, der, weil er ein Verhältnis mit ihrer gemeinsamen Tochter Auschrine hatte, aus ihrem Angesicht verbannt wurde, bzw. von Perkunas in 2 Teile gehauen wurde
  • Milda (lit): Göttin der Liebe und Freiheit
  • Nijole (lit): Göttin, Frau des Unterweltgottes (christliche Zeit)
  • Nonadieve (lit): Göttin des Hauses, die Braut betet zu einem Idol aus einem Strohbündel, damit ihr vergeben wird, dass sie das väterliche Haus verläßt und nun anderen Hausgöttinnen beten muss
  • Okopirn: Gottheit des Windes
  • Ostéja, Austaja: Gottheit für das Bienensummen, Bienensummerin
  • Panike, Pānike, Ponike, Ažupelene: Gottheit als Herdfeuer-Bewacherin, lebt im heimlichen Winkel zwischen Herd und Wand
  • Patolos, Patollus (unter lit.-kath. Einfluß später Pikollos), lit. Vels, Velinas, Velionis: Gott des Todes, des Sterbens (freundlicher, hilfreicher Gott, wurde jedoch unter christl. Einfluß der Teufel, welcher der heidnischen Religion unbekannt ist), Veli waren die Festtage des Totengottes
  • Patrimpas (pr): Gott der Ernten und des Lebensglück, jung, bartlos mit einem Kranz aus Kornähren
  • Perdoitos, Perdoutus, Bardoayts: Gottheit für Kaufleute, Handel und Fischfang, Schiffsleute (kann Schiffe umblasen, deshalb Opfergabe Fische)
  • Pergrubins: Gott der Blüte und des Gedeihens, läßt Laub und Gras wachsen
  • Pergubius: Gottheit der Feldfrüchte, Blüten und für das Gedeihen
  • Pergubre (weibl), Pergubrius (männl): Göttin, die die Erde mit Blüten ausstattet und die erste Feldarbeit beschützt, später Frühlingsgott (Osterbrauch „Schmackostern“: šmakôsterīt)
  • Perkunas (Perkūnas) und Potrimpos und Patolos: Götter, oberste drei Himmelsgottheiten für Donner, Fruchtbarkeit und Tod, (spätere Schicht, patriarchalische indoeuropäische Hirtenkultur. Beobachtung und Bewegung der Himmelskörper, Vergottung von Pferd, Rind, Waffen)
  • Perkunas, Perkūnas, Perkunos: Gott des Donners, des Zorns, Befruchter und Reiniger der Erde, (Thor) kräftiger Mann mit Kupferbart, ließ sich einem Ziegenbock über den himmlischen Steinhügel ziehen und verursachte so das Gepolter, nahm die Gestalt eines Ziegenbocks oder Stieres an, mit dem Wurf seiner Axt oder Pfeile brachte er Fruchtbarkeit. Seine Begleiter waren Taube und Kukis, sein Baum die Eiche. Befruchter und Reiniger der Erde, steht über Sonne, Donner und Regen, Gatte der Zemyna, später Okkopirmas.
  • Picullus, Peckols (poln. Lehnw): Gott der Helle und Finsternis
  • Pilnitus, Pilnitis (pr), Pilwitis: Gott als Vollmond, Gott der vollen Scheunen, Scheunenfüller
  • Ponike, Ponyke: Göttin, die das Herdfeuer bewacht
  • Potrimpos: Gott des Glücks, der Fruchtbarkeit, des Wohlstands, der Saat, des Frühlings
  • prei prusnas poligun Deiwas (pr.): nach Gottes Ebenbild
  • Prigirstis: Gott für das Vermögen zu Hören, später Geist des Horchens und Mithörens
  • Puschkaitis, Pūškaitis, Puskaitis: Göttin für Fruchtbarkeit und Getreide, lebt unter Holundersträuchern, Herrin über die Barstukai/ Parštukai/ Kaukai, Feste zum Frühling u.Herbst, später Gottheit der grünen Wildnis, des Waldes, wohnt unter dem Holunderstrauch, der ihm geweiht ist.
  • Ragaina, Ragana (russ. Baba Yaga): Göttin des Lebens, des Todes und der Regeneration, Schlangengöttin in menschlicher Gestalt, Seherin, die im Walde wohnt, später zur Hexe herabgesunken
  • Rasyte (Tochter von Kaupuole): Göttin für das Wässern der Vegetation mit Silbertau, wie ihre Mutter eine sterbende und wieder auferstehende Göttin
  • Raugupatis: Gott des Bieres, Gärer, Brotteigzubereiter, Brotvater
  • Rugiu Boba: Gottheit/ Geist des Getreides, Roggen—Muhme (bei der Getreideernte wurde der letzten Garbe die Gestalt einer Frau gegeben. Die wurde beim Erntedank umjubelt und man bewahrte sie bis zur nächsten Ernte im Haus auf)
  • Saule Maitaschana, Saule Maitašana: Göttin der Sonnen- und Mondfinsternis, Vernichterin
  • Saule, Ridolele (lit), Ligo (lett): oberste Göttin, Mutter der Zemyna und ihrer Schwestern, die den Planeten entsprechen, Ehefrau von Dievas, Perkunas und Menulis
  • Schulinis, Šulinis: Gottheit für das Brunnenbewachen
  • Seimes Dewas: Gottheit für das Hofgesinde
  • Selija: Tochter der Saule, entspricht dem 6. Planeten Saturn
  • Silinizus: Gott als Heidekrautmacher, Heidegott
  • Sirinzus, Szericzius: Gott der Hirten, der das Vieh füttert
  • Srutis: Göttin für die Farben der Blumen
  • Suaixtis/ Swāikstiks (pr.), Zvaigste (lit): Gott des Lichtes (pr), Stern (lit)
  • Sutwaras: Gottheit für das Viehvermehren
  • Swaigxtig: Gottheit des Sternenglanzes, des Lichtes
  • Szlotrazys: Gottheit für Saunabirken-Reiser mit Blättern
  • Szullinnys: Gottheit, die Brunnen beschützt
  • Tartois Kibirksztu: Gottheit als Besprecher der Funken, Funkenflug- Abwender
  • Tawalis: Gott für die Begabten
  • Teljawelis, Tēljawélis: Gottheit, die morgens und abends die Sonne schmiedet, Gott der Handwerker und Künstler
  • Tete Melu, Meletete: Göttin des Blaufärbe-Krauts
  • Tiklis, Tiklīs: Gottheit für das Geraten des Getreides, der Feldfrüchtebewacher
  • Tillusoūnis und Līgašōnas: Gottheiter der Sänger, Dichter, Ärzte und Richter
  • Tratitas Kirbixtu: Gottheit als Vernichter der Funken
  • Trimpus: Gottheit der Säufer
  • Uckapirmos, Occopirmus, Ukkopirmas, Dievas, Dewus, Dews: Gott, Allerhöchster
  • Upinis/ Upints Dewas: Göttin/ Gott der Flüsse und Bäche (Opfergabe weißhäutige Spanferkel, damit das Wasser klar und sauber blieb)
  • Vaiģgantas, Vaižgantas: Gottheit des Flachses und Hanfes, der fröhlichen Trunkenheit, symbolisiert das Leiden des Flachses: Brechen, Trocknen, Wässern, Riffeln (16.Jh. Gott der Frauen, damit sie nicht nackt herumlaufen müssen; 18.Jh. Schutzgott der Bräute und Huren)
  • Vaivora, Waiwora: Göttin Merkur, Tochter der Saule
  • Vejopatin: Gott, Windgott, Sohn der Windmutter
  • waidlit (pr.): Gottesdienst halten, sehen
  • Waisgautis: Gottheit der Fruchtbarkeit, Bräute und Huren
  • Wakarine, Wākarīne, Žwierine, Žvoruna, = Auschrine: Gottheit, Abendsternbewacherin, Göttin Venus als Abendstern im Gegensatz zu Auschrine (Venus als Morgenstern): beides sind Sonnenmägde. Auschrine macht der Sonne morgens das Feuer an, Wakarine richtet ihr abends das Lager. Göttin, später Gott, die/ der für menschliche Speisen sorgt
  • Warpulis, Wārpulis: Gottheit, die das Nahen und Abziehen des Gewitters anzeigt, der Ausscheller, der Zitterer
  • Welonis, Wēlonis: Gottheit der Seelen, der Toten
  • Wischtobratis, Wištobratis: Gottheit für das Bewachen des Federviehs, Huhnbruder
  • Zallus: Gottheit der Fehde, des Streites
  • Zedeklele: Göttin der kleinen Blüten
  • Zelus: Gott der grünen Gräser, Gottheit für das Wachsen des Grases
  • Zembaris: Gottheit der guten Ackerkrume, Erdbestreuer
  • Zemepatis, Žemepatis, Žemininkas: Gottheit der Erde, Gott zum Schutz der Hofstatt, Bruder der Zeminele
  • Zeminele = Zemyna, Jawinne: Göttin der Erde, des Lebens, der Fruchtbarkeit, Erdmutter und Blutspenderin
  • Ziezdre: Göttin Mars, Tochter der Saule
  • Zlotrazis: Gott der Baderuten
  • Žvoruna suka: Gottheit Sternbild Großer Hund, Zeit der größten Sonnenwärme auf der nördlichen Halbkugel (Römer opferten rötliche Hunde), gemeint ist wohl Sirius als dessen größter Stern
  • Zwaigsdszukas, Zwaigstiks: Gott der Sterne, Gott, der die Gestirne in ihren Bahnen lenkt
  • Zwaigsdunoka: Sterngöttin, Gefährtin des Zwaigstiks
  • Žemyna (lit.), Semine (pr.): Göttin Erde, Tochter der Saule und des Menulis, bei den Prußen teilweise Synonym für Laima
  • Žwierine, Žvoruna, Wakarine = Auschrine: Göttin Venus als Abendstern im Gegensatz zu Auschrine (Venus als Morgenstern): beides sind Sonnenmägde. Auschrine macht der Sonne morgens das Feuer an, Wakarine richtet ihr abends das Lager.

(Beate Szillis-Kappelhoff)