Die Kuren

Der Indoeuropäische Name ist „krs“ und bedeutet „Schnell zur See“
Hauptverbreitung der Kuren war Kaliningrad/Königsberg bis Klaipeda/Memel bis hoch nach Lettland

Die erste Nennung und Fund von Fossilien war in „Kurland“, jetziges Lettland zur Grenze Litauen

Kurisches Haff und kurische Nehrung

Ungefähr 2500 v.Chr. siedelten erste Baltenstämme an der Ostsee im „Kurland“, dem heutigen Lettland.
Im 4. Jahrhundert v. Chr. wurde das Memelland besiedelt. Archäologische Funde belegen Verbindungen mit damaligen Kulturen in der heutigen Dnepr-Region in Weißrussland.

100-400 n.Chr fand die friedliche Besiedelung der Ostseeküste bis zum Haff. (Beweis durch den Fund von 1000 Gräberfeldern in Wabenanordnung) statt. Dort vermischten sich die Kuren im laufe der Jahrhunderte mit Schweden, Dänen, Prussen und Slawen.
Als Unterschied zu den Prussen, die ihre Toten verbrannten, hatten Kuren bis ins 7. Jahrhundert Wabenfelder-Gräber, die man vielerorts fand.
Kuren waren ein starkes Volk, welches die gefährlichen Skandinavier (Wikinger) abwehrten. Die Wikinger aus Schweden oder Dänemark wurden vertrieben,die die Angriffe daraufhin aufgaben. Trotz allem bewiesen Funde, dass im Baltikum niedergelassene Wikingerstämme auch mit Kuren zusammenlebten.

867 Erste Erwähnung der „Chori“ (Kuren), dass sie sich erhoben haben und das Joch abschüttelten. Sie ließen sich nicht von wechselnden Herrschern (Rußland, Polen, Litauer oder Prussen) bestimmen, sondern blieben in Selbstverwaltung.


1070 Kuren machen Beutezüge in Skandinavien. Christen sollen die Kurenküste meiden.
Besonders Dänen hatten Angst und beteten „bewahre uns vor den Kuren“. Teilweise Handel und Gemeinschaften mit Wikingern. Im 12. Jahrhundert griffen Kuren mehrmals Schweden und Dänemark zum plündern und verheeren an.


1210 Viele Kuren wanderten Richtung Kur-/Livland (Lettland) wegen Klimawandel zurück. Nur noch auf der Nehrung waren Kuren hauptsächlich als Fischer ansässig. Das Gebiet vereinsamte und die Wildnis erorberte das Land zurück.

1230 Erste offizielle Nennung der „Kuren“ mit 9 Landschaften/Stämmen im Kurland. Aber schon 1252 wurden in Kurland 190 Ortsnamen in einem Vertrag erwähnt.

1328 Der deutsche Orden übernahm das Memelgebiet (Livland) wegen dünner Besiedelung. Da der Orden dieses Gebiet nie wirklich besessen hat, konnte er es auch nicht durchgehend aufteilen. Die Gegend war trotzdem nicht unbesiedelt, denn es lebten hier Fischer und halbnomadische, die Werte der Wälder nutzende Jäger. Es war zudem gefährlicher Boden, denn dieser Landstrich war als Durchgangsgebiet zwischen Preußen und Livland wichtig, und so mancher Christenmensch wurde dabei am Strand eingefangen und ermordet. Wege durch das Landesinnere wurden nach Möglichkeit vermieden, denn sie waren wegen der Unwegsamkeit ohnehin nur mit Hilfe von Einheimischen zu bewältigen und bedurften einer ausgeklügelten Logistik. 1384 hieß das Gebiet um Silute/Heydekrug LAMOTINA im Memeldelta.

Im 14. Jahrhundert Begann die Rückwanderung nach Ostpreussen. Langsam füllte sich das Land wieder. Bis zum 17. Jahrhundert lag die gesamte Fischerei bei den Kuren

1541 zählte man nur 162 Bewohner, die Fischabgaben/Steuern zahlten.

Meriankarte von 1650

Der Kontakt mit ihren Feinden scheint sich auch auf das Verhalten der Kuren abgefärbt zu haben, denn zwischen dem 11. und. 13. Jh. hatten sie sich zu den „Wikingern unter den Balten“ entwickelt. Obwohl sehr reich, machten sie sich wagemutig auf Beutezüge. So musste Dänemark seine Küsten sommers wie winters schützen. In einem überlieferten Gebet heißt es: „O mächtiger Gott, bewahre uns vor den Kuren.“ Chroniken des 13. Jh. berichten, dass Kuren mehrmals Dänemark und Schweden verheerten, plünderten, Kirchenglocken und anderes Gerät mitschleppten. Adam von Bremen riet allen Christen, die kurländische Küste zu meiden. Kurische Geräte, wie sie typisch für die Gegend von Memel und Krottingen sind, wurden auch in Skandinavien gefunden. Wikingerstützpunkte gab es im Kurischen Haff, so zum Beispiel das Wikinn Werder an der Atmath, nördlich von Warruß in der Nähe der Windenburger Ecke.
Bereits im 10. und 11. Jh. zog das reiche Kurland, das einen außerordentlichen kulturellen Aufschwung genommen hatte, beutegierige Wikinger, Schweden, Dänen und sogar Isländer an. Diese wurden aber recht häufig von den Kuren in eine Falle gelockt und im Gegenzug an deren Küsten ausgeplündert. Sogar die isländische Egilsaga beschreibt Einzelheiten aus dem Leben eines kurischen Feudalherren.

Kuren waren im Gegensatz zur Restbevölkerung kurzhaarig und bartlos und ein eigenständiges Volk! Sie waren meist blond und blauäugig mit offenem Blick, Lebenstüchtig, streng aber schwer zugänglich. Eine geschlossene Gesellschaft gegenüber den ansässigen Deutschen, Litauern, Dänen und Polen. So wurden sie in Ostpreußen den Litauern zugeschrieben, was man in Kirchenbüchern nachlesen kann, obwohl es keine Litauer waren.

Bis ca. 1800 hielt sich die baltische Mythologie mit heidnischen Riten. Die Kuren hatten immer noch ihre eigenen Götter, mitgebracht aus Lettland. Nicht indentisch mit den skandinavischen Gottheiten wie Odin & Co. Die ansässigen Ostpreußen glaubten an Zauberkraft der Kuren bis in die Neuzeit.

SPRACHE

KURISCH ist indogermanisch – baltisch, ein lettischer Dialekt
ALT-Kurisch ist eine eigene Sprache, die bis ca. 1600 im Kurland und Ostpreußen gesprochen wurde. Einflüsse von Lettisch, Litauisch und Deutsch.
Nehrungskurisch wurde sogar bis zum 20. Jahrhundert gesprochen. Bis Ende des 2. Weltkriegs war Kurisch „Fischersprache“. Im Dorf wurde dagegen Deutsch gesprochen.

1945 sprachen mindestens 245 Familien noch kurisch. Nach Vertreibung durch die Russen starb die Sprache langsam aus. 2002 waren noch 7 Sprecher bekannt, 2007 verstarb der letzte (Richard Pietsch), der noch ein Wörterbuch verfasste. Seltene Exemplare findet man eventuell im Antiquariat.