Ragana wird an anderer Stelle schon beschrieben, deshalb möchte ich hier nicht so viel wiederholen. Doch einige interessante Infos und schöne Grafiken möchte ich hier im Blog noch veröffentlichen. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt…
Die schöne Ragana lebt normalerweise in einem Schloss, welches von Normalsterblichen kaum erreicht werden kann. Umgeben von undurchdringlichem Dornengewächs, versteckt in einem Zaubernebel, der auch tagsüber die Konturen verdeckt, zwischen hohen Bäumen, tront das Schloss auf einem Berg.
Dort herrscht sie über das Land mithilfe ihrer schwarzen Magie und zahlreichen Zauberwesen. Selbst die Tierwelt des Waldes meidet das Gebiet des Schlosses. Nur blutsaugende Fledermäuse, heulende wilde Wölfe und giftige Schlagen wagen sich in die Nähe, so dass Niemand wagt, dieses Schloss aufzusuchen. Es führt kein Weg von der Außenwelt ins Schloss.
In das Schloss gelangen Außenstehende nur über magische Brunnen. Diese Brunnen stehen im dunklen Wald verstreut, meist zugewuchert mit giftigem Efeu oder dornigen Sträuchern. Den ein oder anderen findet man aber auch auf nebelverhangenen Lichtungen. Meist scheinen sie leer und die Tiefe ist nicht zu erblicken. Doch sollte man es nicht wagen, in einen der leeren Brunnen hinabzusteigen, denn nur wenige führen über einen magischen Weg zum Schloss! Im falschen Brunnen rutscht man unweigerlich an den glitschigen und glatten Wänden ab und stürzt in die Tiefe, ohne die Chance zurück zu kommen. Entweder man bricht sich sämtliche Knochen beim Sturz in die Tiefe, oder ertrinkt elendig im Brackwasser. Selbst sehr lange Seile, die man zum klettern herunterläßt, belegen sich schnell mit einem magischen, schleimigen und ätzenden Belag, der unwiederbringlich zum Absturz führt! Man stürzt also so oder so, sodass man eigentlich gleich hinabspringen kann.
Doch hat man einen der wenigen echten magischen Tor-Brunnen gefunden, gelangt man über das Magieportal über den Sturz direkt unversehrt ins Zentrum des Schlosses.
Ragana selber muss aber nicht über den Brunnen ins Schloss reisen. Sie teleportiert einfach direkt in ihr Heim. Ihre schwarze Magie ist grenzenlos. Kommt es ihr aber in den Sinn, selber über einen Brunnen zu reisen, lässt sie mit einem Zauberspruch das Wasser versiegen und kommt trockenen Fußes zum Thron.
Doch woher hat Ragana ihre Macht und Zauberkraft? Die bekommt sie durch unschuldige Seelen! Sie durchstreift die Wälder und sucht nach Kindern, die sich verlaufen haben oder nicht Obacht geben. Sie lockt sie mit ihrer harmlos scheinenden Schönheit vom Wege ab und fängt sie ein. Manchmal wird sie von den zauberhaften Laumen unterstützt. Zauberwesen, die Feengleich den Wald durchstreifen und böse Kinder fangen.
Jagdhütten, versteckt im Wald, dienen als Zwischenlager oder Auffangstätte, wo die Kinder gefangen gehalten werden. Ahnungslose Wanderer, die solch eine Hütte durch Zufall finden, sollten schleunigst das Weite suchen! Nicht, dass Ragana sie erwischt und verzaubert…
Die Kinder werden dann gemeinsam von ihr unter einem Vorwand ins Schloss geführt. Man sagt ihr Kanibalismus nach, indem sie die Kinder mästet und von niederwürfigen Dienern und Dämonen zubereitet werden.
Aber auch ein Übertragen der Seelen mittels Magie ist ein Weg, ihre Schönheit und ewige Jugend zu erhalten. Und ihr Durst nach neuen Seelen ist unstillbar!
In einem düsteren Teil des tiefen Waldes hauste die schöne, aber böse Hexe Ragana. Mit ihren weißen Haaren und den kohleschwarzen Augen, die wie gefrorenes Eis funkelten, verbreitete sie Angst und Schrecken unter den Bewohnern nahegelegener Dörfer und selbst dem ganzen Land. Ihr Waldhaus war von einem undurchdringlichen Netz aus Dornen umgeben, das jeden abschreckte, der sich ihr nähern wollte.
Ragana war dafür bekannt, Kinder zu fangen, die sich in den Wald verirrten. Ihre düsteren Zauber und listigen Fallen lockten unschuldige Seelen in ihr Reich des Schreckens. Ihr schönes Antlitz täuscht die unschuldigen Kinder. Diejenigen, die es wagten, den Wald zu durchqueren, erzählten von unheimlichen Geschichten über verlorene Kinder, die nie wieder zurückkehrten. Man sagt, dass sie die Kinder mästet und am Ende in ihr magisches Schloss verbringt und gar selbst verspeist. Das magische Schloss ist von Fremden nur über einen Zauberbrunnen zu erreichen, dessen Standort aber Niemand genau kennt.
Eines Tages machte sich ein mutiger Junge namens Finn auf den Weg, um das Rätsel um die verschwundenen Kinder zu lösen. Mit seinem scharfen Verstand und seinem tapferen Herzen wagte er es, die Gefahren des Waldes zu trotzen. Dank seiner Größe schaffte er es auch, das undurchdringliche Unterholz zu durchqueren und Wege zu gehen, die kein Erwachsener jemals finden würde. Als er schließlich vor der düsteren Hütte der Hexe stand, spürte er eine eisige Kälte, die ihm den Atem raubte.
Finn betrat die Hütte und fand sich in einem Labyrinth aus Dunkelheit und Magie wieder. Ragana war anscheinend nicht zu Hause, denn nur eine einzelne Kerze erhellte die Räume. Überall um ihn herum lauerten Schatten und unheimliche Geräusche. Plötzlich hörte er das Weinen eines Kindes und folgte dem Klang durch die düsteren Gänge.
In einem versteckten Raum des tiefen Kellers im Haus entdeckte er eine Gruppe verängstigter Kinder, gefangen durch Raganas finsteren Zauber. Manche hatten sich im Wald verlaufen, andere wurden beim Spielen einfach von Ragana gepackt und mitgenommen. Nun warteten sie auf ihre ungewisse Zukunft und die magische Reise ins Schloss. Würden sie durch den magischen Brunnen geführt, oder brachten Zauberwesen sie ins Schloss? Doch mit Entschlossenheit und List gelang es Finn das Schloss an der Eisentür zu öffnen, die Kinder zu befreien und aus der Hütte zu entkommen, bevor die Hexe zurückkehrte.
Ragana, wütend über ihre entkommenen Opfer, schwor Rache und jagte Finn und die Kinder durch den Wald. Doch die mutige Truppe fand Hilfe bei den Tieren des Waldes und überlistete die Hexe mit ihrer eigenen Magie.
Am Ende wurde Ragana durch Finns Schlauheit besiegt und die Kinder wurden sicher zu ihren Familien zurückgebracht. Finn wurde als Held gefeiert und die Legende von der bösen Hexe Ragana wurde zu einer Warnung für alle, die es wagten, den dunklen Wald zu betreten.
Von dem Dorfe Bitthenen auf der rechten Seite der Memel erhebt sich das anfangs ganz niedrige Ufer, vom Strome durch einen schmalen Rand getrennt, eine Achtelmeile weit nach Westen hin in immer jäheren Abschüssen bis zu der Höhe von 150 Fuß; von hier aus zieht es sich, eine Ecke bildend, in einer dem jetzigen Laufe des Stromes beinahe entgegengesetzten Richtung nordwärts, schroff und durchschluchtet, dann sanfter abfallend bis zum Dorfe Barden, wo es sich nach der Nordseite in kaum merklichen Absenkungen mit dem Flachlande verliert. Dieses Ufer ist der historisch merkwürdige Rombinus oder Rambin, schrägüber der Stadt Ragnit gelegen. Hier war vor Zeiten der heiligste Ort in ganz Litthauen, denn dort war der große Opferstein, auf welchem ganz Litthauen dem ersten seiner Götter, dem Perkunos opferte. Man erkennt jetzt noch an den Erhöhungen und sandigen Stellen auf dem Gipfel des Berges einen förmlichen den Berg vom übrigen Flachlande trennenden Halbkreis, der den heiligen Wald, der noch vor 100 Jahren vorhanden war und an dessen Stelle sich jetzt Sümpfe und Dorfmoore ausbreiten, umschlossen haben mag. Hier stand der Opferstein, den sich der Gott Perkunos selbst hier hingelegt hatte. Dieser Opferstein war ein länglichrunder Block mit einer schräg geebneten Oberfläche, hatte 15 Ellen im Umfange und maß an der niedrigeren Seite 5, an der höhern gegen 9 Fuß und steckte dabei noch tief in der Erde. Er lag von Norden nach Süden, so daß die Sonne seine Oberfläche immer treffen mußte. Er bestand aus hartem rothschwarzen Granit mit Hornblende. Unter demselben war nach. Einigen eine goldene Schüssel und eine goldene Egge vergraben, nach Andern eine Kette, eine Egge, eine Harke, ein Pflug von Gold und eine Wiege und Tischgeschirr von Silber, denn Perkunos war der Gott der Fruchtbarkeit und darum begaben sich noch bis in die späteste Zeit die Litthauer, namentlich junge Eheleute, dorthin und opferten hier um Fruchtbarkeit im Hause und auf dem Felde zu gewinnen. Es scheint jedoch, daß auch andere Götter hier verehrt worden sind, denn Frauen durften den Berg nur in reinlichen Kleidern und geschmückt betreten, im entgegengesetzten Falle wurden sie mit Krankheit bestraft. Wahrscheinlich hatten also Laima (die Glücksgöttin) und Laume (die Erdgöttin oder ein weiblicher Berggeist) ihre Altäre. Daß aber auch Potrimpos hier verehrt ward, darauf deutet das goldene Ackergeräthe, welches sich noch in dem Berge befinden soll, das in den Opferstein eingearbeitete Zeichen eines Schwertes und die vielen dort gefundenen Armringe und Kränze, fast immer Schlangen vorstellend, hin. Uebrigens beginnen in gleicher Richtung mit der Opferstelle die doppelten 15 bis 30 Fuß hohen Wälle und bilden da, wo sie am höchsten sind, ein geschlossenes Viereck, Pillis- oder Pillatis-Schloß genannt. Von hier an zieht sich der Wall nur einfach weiter durch den jetzigen Fichtenwald bis zum Dorfe Bitthenen. Es geht nun seit langen Jahren die Sage in jener Gegend, daß, so lange der Stein auf jenem Berge stehe, auch der Berg stehen werde, sei aber jener weg, dann werde er versinken. Leider ist dies aber im Jahre 1811 geschehen.
Es wollte nämlich ein Müller in dem Dorfe Barten, welches nordöstlich am Fuße des Rombinus liegt, Namens Schwarz, ein Deutscher, zwei neue Windmühlen anlegen und brauchte dazu zwei neue Mühlsteine und er meinte, daß diese wohl jener Opferstein hergeben werde. Allein er fürchtete sich vor seinen abergläubischen Nachbarn, den Litthauern, er verschaffte sich also einen schriftlichen Erlaubnißschein vom Landrath, den Stein dort wegschaffen und benutzen zu dürfen. Dagegen konnte Niemand etwas machen, so sehr wie auch Alles außer sich darüber war. Indeß fand er lange Niemanden, der sich dazu hergeben wollte, den Stein fortzuschaffen und zu spalten, denn dreimal hatten schon Arbeiter versucht ihn zu sprengen, doch wenn sie Hand ans Werk legen wollten, waren sie wie gelähmt. Endlich ließen sich doch zwei starke Burschen aus der Nachbarschaft – der eine war, Namens Rubel, aus Nibutschen bei Gumbinnen, der andere, Namens Blitzner, aus dem Dorfe Preußen bei Tilsit – breitschlagen, diese Arbeit für hohen Lohn zu übernehmen. Mit diesen begab sich der Müller an Ort und Stelle. Den ersten Schlag that der Mann aus dem Dorfe Preußen, aber gleichzeitig flog ihm auch ein Stück abgeschlagener Stein ins Auge und er erblindete noch auf diesem und dem andern an demselben Tage. Der Mann aus Gumbinnen sprengte zwar den Stein und brachte ihn auch in die Mühle, allein auf dem Nachhauseweg erkrankte er und starb auf freiem Felde. Einige andere Arbeiter, welche mit fortschaffen geholfen hatten, verkrüppelten. Als die Mühlsteine abgeladen wurden, brach der Wagen, einer rollte herunter und beschädigte mehrere Menschen. Nach mehreren Monaten konnte er auf die Mühle gebracht werden. Der Schullehrer Ehlert half beim Aufwinden, verunglückte dabei und blieb siech. Der Müllerbursche Paulus hatte beim Schärfen des aufgewundenen Steins einen Splitter von der Stahlpicke ins Auge bekommen, erblindete und ward erst vom Müller Schwarz, dann von dessen Wittwe ernährt, bis er im Jahre 1836 starb. Der Mühlläufer blieb ein halbes Jahr am Kruge in Barden liegen, da viele Pferde gestürzt waren, wenn sie ihn fortziehen sollten. Er kam endlich nach Tilsit und gleich nach einigen Wochen brach er einem Müllergesellen den Arm. Er wurde, vorgeblich weil er zu hart sei, hinausgebracht, lag lange auf dem Hofe, bis er auf die Kummetzische Mühle am Teiche bei Tilsit verkauft war. Hier hatte der Müller Schwarz, bei dem seit dem Zerschlagen des Steines alles rückwärts gegangen war und von dem sich seine Frau hatte scheiden lassen, weil er sich der Liderlichkeit und dem Trunke ergeben hatte, ein Unterkommen gefunden, weil er seiner Frau nichts zugebracht hatte und deshalb nackt und bloß aus der Bartener Mühle hatte herausgehen müssen. Eines Morgens im Jahre 1831 stand bei vollem Winde die Mühle plötzlich still, man sah nach, woran dies lag, und fand Schwarz ins Kammrad verflochten. Seitdem haben die Strafen aufgehört. So hatte der Rachegeist des Rombinus sich nach 24 Jahren noch an seinem Feinde abgefunden. Seitdem der Stein fort ist, frißt der Memelstrom in den Rombinus hinein und oben auf der Höhe desselben weht der Wind den Sand auseinander, so daß man bald die alte Opferstätte nicht mehr erkennen kann. Dazu kommt, daß in einer stürmischen Septembernacht des Jahres 1835 ein großer Theil des Berges so in die Memel gestürzt ist, daß sich zwar hier eine Erdzunge gebildet hat, daß aber der Weg zwischen dem eingestürzten Berge und der Memel ganz unversehrt geblieben, dabei auch derjenige Theil desselben, auf dem der Opferstein gestanden hat, ganz verschont und erhalten worden ist. Stürzt aber auch dieser ein, dann wird, wie die Litthauer sagen, großes Elend über das Land kommen.
Man sagt nun, daß kurz vor jenem Bergfall einmal in der Nacht der Fährmann über den Memelfluß des Nachts aus dem Schlafe geweckt worden ist; als er erschreckt fragte, wer da sei, da wimmelte es vor seinen Augen von einer großen Menge kleiner Leute, es waren die Laumen, die kleinen Berggeister, welche mit ihren Schätzen und aller ihrer Habe aus dem Spalte des Rombinus herausgezogen waren und sich in seinen Kahn drängten und übergesetzt zu werden verlangten. Kaum vermochte er den Kahn ans andere Ufer zu bringen, denn er hatte bereits Wasser zu schöpfen begonnen. Hier angekommen, sprangen sie alle heraus und sagten ihm, sie verließen den Berg, weil die Menschen, welche lange schon ihre Götter vertrieben hätten, nun auch ihren letzten Altar umstürzen wollten. Als sie den Kahn verlassen hatten, durchstöberte er alle Ecken desselben nach dem versprochenen reichen Lohne, allein er fand nichts als Kohlen und Sand darin. Er warf dies mit Schelten über Bord und ruderte nach Hause, als er aber hier den Seinigen von dem, was ihm begegnet war, erzählte, sahen seine Kinder, die in den Kahn gestiegen waren, in der Ecke desselben etwas Glänzendes blinken, es war Gold. Leider hatte er in seiner Einfalt fast alles als Kohlen und Sand hinausgeworfen und nur wenige Ueberreste waren an den Kahnrändern hängen geblieben.