Warum der Mond zu- und abnimmt

Einst in uralten Zeiten als die Welt noch jung war da ehelichte die Sonne(Saulė) den Mond(Mėnuo). Lange lebten sie glücklich und unzertrennlich zusammen. Sie zogen auch immer gemeinsam ihre Bahn über den Himmel. Sie standen morgens gemeinsam auf und legten sich Abends gemeinsam schlafen. Die lichten Sterne in der Nacht waren ihre Kinder.

Doch eines Morgens da erwachte die Sonne allein und sie suchte verzweifelt ihren Gemahl aber sie fand ihn nicht. In den folgenden Tagen und Nächten war das selbe der Fall. So zog die Sonne ihre Bahn nun allein. Dann erfuhr sie dass der Mond die Göttin Aušrine(Göttin der Morgenröte) verführte und sie zur untreue verleitete. Aber Aušrine war längst mit dem Morgenstern(Auseklis) verlobt. Sie waren einander versprochen gewesen, so hatte es der Donnergott Perkūnas vor langer Zeit bestimmt gehabt. Da ging die Sonne nun zu Perkūnas der nun der neue Herrscher war und sie klagte ihm zitternd voller Schmerz und Zorn ihr Leid. Sie erzählte ihm alles was geschah. Darauf hin stieg Perkūnas auf daß schnelle Wolken-Ross jagte dem flüchtenden Mond hinterher. Als er ihn stellte da nahm er das feurige Richt-Schwert und schlug den Mond in zwei Hälften. Daraufhin sagte Perkūnas: Wie die meisten Halben kennst du keine Treue! Du willst nicht beständig sein, nicht treu sein, kein Ganzer sein! Drum sollst du nun für immer ein Halber sein und auf ewig ein Mahnbild für alle unbeständigen und untreuen Menschen!

Seit dem ist der Mond in der wechselhaften unbeständigen Form wie wir ihn heute kennen. Mal ein Halber, mal ein Ganzer und manchmal garnicht da, so wie die meisten unbeständigen treulosen Menschen. Und niemals wieder durfte er gemeinsam mit der Sonne über die Welt ziehen. Er musste sie immer meiden. So nahm die Sonne für sich den Tag und der Mond musste die Nacht sich wählen. Und selbst wenn der Mond am Tage zu sehen war so musste er der Sonne fern bleiben.

Er sollte nun die dunkle Nacht erleuchten, damit die Menschen auch dort ein Licht haben.

Und immer wenn die Menschen den Mond in der Nacht sahen dann gedachten sie der alten Geschichte und schworen sich immer Beständig und Treu zu sein.

Gesammelt,überarbeitet,vervollständigt und rekonstruiert von Björn Dieckmann.

Die meisten Geschichten in der Baltischen Mythologie sind in Versen, Gedichten und Liedern geschrieben. Aber ich wollte den Leser nicht über strapazieren deshalb versuche ich es immer Prosa-Form also in Erzähl-Form wieder zugeben. Aber ich werde wie immer die Bücher und die Kapitel angeben wo genau man diese Verse und Fragmente genau findet.

Ich muss aber vorher noch erwähnen dass man die selben Götter auch in der Germanischen und Nordischen Mythologie findet, so wie Dievas und Perkūnas auch. Die Sonnengöttin Saulė zum Beispiel heißt im Norden Sól und bei den Germanen Sunna. Der Mondgott Mėnou heißt im Norden Máni. Der Morgenstern Auseklis wird im Norden Aurwandil genannt und bei den Germanen Orendel genannt. Dort ist er noch immer ein mutiger Held der wie ein Engel alle anderen überstrahlt. Aušrine die Göttin der Morgenröte ist niemand geringeres als Ostara von der in Deutschland als Oster-Jungfrau noch in so mancher Sage erscheint.

Quellen: Viktor von Andrejanoff – „Lettische Volkslieder und Mythen“, „Lettische Märchen, Kapitel: Mythologisches, Sonne und Mond, Die Sonnentochter, 1. Mythe, 2. Märchen.

Jonas Trinkunas – „Rasa Götter und Rituale des Baltischen Heidentums“ Kapitel: Menesio Svoboda.

Haralds Biezais – „Germanische und Baltische Religion“ Zweiter Teil, Kapitel: Der Himmelsgott Dievs, Saule, Mēness, Pērkons, Die Gottessöhne und Sonnentöchter, Auseklis.

Marija Gimbutas – Baltische Mythologie.

Aušrine, die Morgenröte

Lange bevor die Sonne und der Mond einander ehelichten da liebten Perkūnas und die Sonne einander sehr. Das war noch bevor Perkūnas die Herrschaft von Dievas übernahm.

Aus dieser Liebe entstand die Göttin Aušrine. Sie hatte das rote Feuer ihres Vaters und die goldenene Schönheit ihrer Mutter. Sie ist die Morgenröte. Deshalb wird sie auch überall so genannt. Als Perkūnas die Schönheit der lichten Sonnen-Tochter sah, wusste er dass sie einen mutigen und ebenbürtigen Gemahl brauchte der in der Not sie auch beschützen konnte. Da bestimmte er den Morgenstern(Auseklis) zu ihrem zukünftigen Gemahl. Denn er überstrahlte alle anderen Sterne sowie der Held alle normalen Leute überstrahlt. So wurde die Verlobung von Perkūnas bestimmt und die beiden schienen auch sehr einander zugetan zu sein. Aber dann wurde sie vom Mond zur untreue verleitet und so brach sie diesen Bund. Da musste der Vater Perkūnas seine Tochter aus der Gemeinschaft der Götter verstoßen und so verbannte er sie auf die Erde.

Das goldenene und rote Feuer sollte jetzt den Menschen für immer Licht und Wärme spenden. So sollte nun ihr Feuer ebenso wie der Mond die dunkle Nacht erhellen.

Ab und zu da soll man sie auch auf der Erde in grünen Birken-Hainen sehen. Mal als kleine Flamme und mal in wunderschöner Menschen-Gestalt. Und wenn man großes Glück hat dann schenkt sie einen ihr Feuer, aber dieses darf man nicht ausgehen lassen weil dann bringt es Glück und Segen mit sich.

So glaubten die Menschen daß Perkūnas selbst in alter Zeit daß Feuer so zur Erde sannte.

Gesammelt,überarbeitet,vervollständigt und rekonstruiert von Björn Dieckmann

Die meisten Geschichten in der Baltischen Mythologie sind in Versen, Gedichten und Liedern geschrieben. Aber ich wollte den Leser nicht über strapazieren deshalb versuche ich es immer Prosa-Form also in Erzähl-Form wieder zugeben. Aber ich werde wie immer die Bücher und die Kapitel angeben wo genau man diese Verse und Fragmente genau findet.

Ich muss aber vorher noch erwähnen dass man die selben Götter auch in der Germanischen und Nordischen Mythologie findet, so wie Dievas und Perkūnas auch. Die Sonnengöttin Saulė zum Beispiel heißt im Norden Sól und bei den Germanen Sunna. Der Mondgott Mėnou heißt im Norden Máni. Der Morgenstern Auseklis wird im Norden Aurwandil genannt und bei den Germanen Orendel genannt. Dort ist er noch immer ein mutiger Held der wie ein Engel alle anderen überstrahlt. Aušrine die Göttin der Morgenröte ist niemand geringeres als Ostara von der in Deutschland als Oster-Jungfrau noch in so mancher Sage erscheint.

Jūratė und Kastytis

Vor sehr sehr langer Zeit da herrschte über die Ostsee die Meeres-Göttin Jūratė. Sie war sehr mächtig und sie regierte ihr Reich sowohl Über- wie auch Unterwasser. Vom Aussehen her glich sie einer wunderschönen Meerjungfrau, aber wenn sie wollte dann konnte sie eine so wild brausende See entfesseln daß die Fischer und Seefahrer mit ihren Booten kenterten und ertrinken mussten. Nur der Donnergott Perkūnas war mächtiger als sie und konnte selbst Jūratė dafür zu Rechenschaft ziehen.

Einst da lebte ein junger Fischer namens Kastytis der fast täglich mit seinem Boot hinaus fuhr um Fische für sein Dorf zu fangen. Er war wunderschön vom Aussehen her und er hatte immer ein unglaublich großes Glück beim fangen der Fische, so dass er viel mehr Fische nach Hause brachte als alle anderen Menschen zu jener Zeit. Er fing sogar so viele Fische daß dem Volk von Jūratė fast nichts übrig blieb. Also beschloss sie Kastytis dafür zu bestrafen. Also entfachte sie eine tobende wilde See daß Kastytis sein Boot sank und er ertrinken musste, aber als er ins Wasser fiel und von unsichtbaren Armen nach unten gezogen wurde da erblickte Jūratė das wunderschöne und jugendliche Gesicht von Kastytis und sie verliebte sich sofort unsterblich in ihn. Also beschloss sie ihn nicht zu ertränken und nahm ihn stattdessen mit hinab in ihr Reich. Sie lebten eine lange Zeit zusammen in ihren riesigen Schloss daß ganz und gar aus Bernstein bestand.

Die Menschen beteten aus Trauer und Wut zum mächtigen Donnergott Perkūnas weil sie glaubten dass ihr Kastytis beim Sturm ertrunken sei. Hatten sie doch mit ihm ihren besten und begabtesten Fischer verloren, und mit ihm verloren sie auch ihren Wohlstand wodurch der alte Hunger und die alte Not wieder einkehrte.

Als daß flehen der Menschen den Donnergott erreichte, da sah Perkūnas von seinem Sitz aus daß Kastytis am Leben war und gemeinsam mit Jūratė in ihren Reich im Bernstein-Schloss lebte.

Er erblickte die beiden und sah nicht nur daß was gerade geschah sondern er sah auch das Unheil was daraus entstehen sollte. Also nahm der Donnergott seine mächtigen Blitze und schmetterte sie in das Reich von Jūratė, so daß ihr Bernstein-Schloss vollkommen zersprengt wurde. Dabei wurde Kastytis erschlagen. Danach stieg der Donnergott hinab in ihr einstiges Reich und kettete die unsterbliche Jūratė an einem Felsen am Meeresgrund an.

Dadurch aber daß ihr Bernstein-Schloss in unzählige kleine Stücke zersprengt wurde war das Meer und die Ostsee voll damit. Und nach jedem Sturm blieben sie an den Stränden zurück und dadurch verschafften diese Wertvollen Steine den Menschen in dieser Region wieder einen Wohlstand der gleichbedeutend war wie den als Kastytis noch lebte und er den überreichen Fang noch mitbrachte.

Es heißt dass immer wenn es stürmt dann hört man noch das weinen und wehklagen von Jūratė wie sie um ihren geliebten Kastytis weint und trauert. Andere meinen die Bernsteine sind ihre Tränen die sie um ihren Liebsten weinte.

Grausam erscheint hier das richten und walten des Donnergottes. Als sei diese Liebe etwas was er nicht wollte. Aber selbst der Schreiber der Prosa-Edda Snorry Sturluson hatte mal erwähnt dass die Asen-Götter in der Lage waren in die Zukunft zu sehen und dadurch wussten welches Unheil noch kommen wird. In der Altdeutschen und Altnordischen Helden-Sage passierten schreckliche Dinge wenn Meeres-Wesen und Menschen sich mischten. Der Nachwuchs glich mer einen Monster als einem Menschen, jene zogen eine lange Spur aus grausamen Gewalttaten hinter sich her die kein Mensch beenden konnte.

Nur ein unbesiegbarer Held oder ein mächtiger Gott hätte dem Einhalt gebieten können. Und der Donnergott war immer beides gewesen.

Der einstige Fischer Kastytis soll einem Fischerdorf stammen Namens Šventoji bei dem Ort Palanga. Palangas Wappen trägt noch heute die Krone und das Bernstein-Halsband von Jūratė.

Dort kennt nahezu jeder die Geschichte von Jūratė und Kastytis. Es gibt sogar viele unterschiedliche Versionen. Und immer wenn die Menschen die kleinen Bernstein-Stücke finden dann gedenken sie Jūratės Schmerz.

Mann wird es kaum glauben aber der Donnergott Perkūnas ist selbst heute noch der beliebteste der Alten Götter in den Baltischen Ländern. Trotz der traurige Sage hatten die Menschen durch seine rächende Tat diesen Reichtum erhalten.

Aber noch viel wichtiger ist daß der Donnergott versucht die Menschen zu rächen wo er nur kann und das ganz besonders wenn es gegen unsichtbare oder übersinnliche Mächte geht.

Quellen: Marija Gimbutas – Baltische Mythologie
Kapitel: Jūratė und Kastytis.
Gesammelt,überarbeitet,vervollständigt und rekonstruiert von Björn Dieckmann.

Hier eine weitere Geschichte über das Päärchen:

Die Meeresgöttin Jurate, die beliebteste Tochter des Donnergottes Perkunas, wurde von ihm königlich beschenkt: Er liess auf dem Meeresgrund einen Bernsteinpalast errichten, wo Jurate mit Fischen und Meerestieren lebte. Abends stieg sie nach oben, schaukelte sich auf den Wellenkronen und sang litauische Lieder, die Kankles, eine Zither, auf dem Schoss haltend. Eines Abens hörte ihren Gesang ein schöner junger Fischer namens Kastytis und vergass alles auf der Welt, auch seine Mutter, die am Ostseeufer mit einer Laterne auf dem Kopf auf ihn wartete. Jurate verliebte sich in Kastytis, nahm ihn in ihren Bernsteinpalast auf dem Meeresgrund mit und feierte heimlich vor ihrem Vater Hochzeit. Als Perkunas davon erfahren hat, erzürnte er darüber, schickte Blitze herunter, schlug auf das Bernsteinschloss und zerstörte den Palast völlig. Kastytis kam um. Die göttliche Jurate trauert um ihn bis heute und vergiesst ihre Bernsteintränen, die vom Meer ans Ufer geworfen werden. Die grossen Bernsteinstücke sind Reste vom zerstörten Palast der Göttin.

Nacherzählt von Vilija Gerulaitiene

Die Sage über Jurate und Kastytis schrieb der Volkskundler, Ethnograph und Literaturhistoriker Liudvikas Adomas Jucevicius auf und veröffentlichte sie auf polnisch in Vilnius in seinem Buch „Wspomnienia Zmudzi“ (1842)

Wallpaper downloaden

Man kann jetzt Wallpaper in der Größe 1920 x 1080 (Full HD) downloaden!

Von einigen Bildern habe ich entsprechende Grafiken erstellt, da ich weiß, dass einige Freunde des Baltikum entsprechende Wallpaper gerne nutzen. Die Sammlung wird natürlich nach und nach erweitert. Ob Götter, Landschaften oder Logos, die mit dieser Seite zu tun haben. Ich hoffe, Dir eine Freude damit zu machen.

Das Format ist, wie schon geschrieben, 1920×1080 Pixel in 72Dpi. Dies entspricht dem heutigen Standartformat Full-HD und auch sehr vielen Monitoren. Mit Rechtsklick kann man im Menü „Galerie/Wallpaper“ die gewünschte Grafik(en) laden und eventuell bearbeiten, falls die Größe nicht der Wunschgröße entspricht. Ansonsten kann man natürlich einfach „Bildschirmfüllend“ die Grafik anzeigen lassen, auch wenn es nicht der eigenen Monitorauflösung entspricht.

Natürlich ist die private Nutzung völlig kostenfrei (kann man eh nicht kontrollieren 😉 ). Sollte Jemand gewerbliches Interesse haben, kann er sich gerne an mich wenden, um eventuell höhere Auflösungen zu erhalten. Das Copyright liegt natürlich weiterhin bei mir (Ralf Skrabs).

Baltische Wikinger im Mittelalter

Wikingerboot

Grausam und respektiert
„… (von den Inseln) ist die größte diejenige, die Kurland heißt. Die Reise dorthin dauert acht Tage; Die Kuren sind der grausamste Stamm, alle fliehen vor ihr, weil sie sich zu sehr dem Götzendienst widmet. Es gibt viel Gold, die besten Pferde. „Alle (ihre) Häuser sind voller Priester, Propheten und Zauberer“, – über Flüche im 11. Jahrhundert, schrieb der deutsche Chronist Adams Bremenietis.

Drei Botschaften sind kodiert: „Gold“ bedeutet goldglänzender Messingschmuck, Reichtum; die besten Pferde – ein Hinweis auf die Gesellschaft der Soldaten, der auch auf die hochgeschätzte Beute – Kriegspferde – hinweist; Priester – eine klare Definition der Kuren – Heiden und eine Art Botschaft an militaristische Organisationen, die Feldzüge unter dem Banner der Taufe organisierten. Erstens – für den Deutschen Orden.

A. Bremenietis hat das Bild des grausamsten Stammes aus einem bestimmten Grund geschaffen: Die Kuren waren wirklich für ihre Vorsicht bekannt, und ihr bestimmtes Verhalten hätte den Eroberern möglicherweise Angst einjagen können.
Die in einer der berühmtesten isländischen Sagen (ihr Held war eine reale Person) beschriebene Episode über Egil Skallagrimson (910-990) ist sehr beredt.

„Die Sage enthält eine wertvolle Beschreibung des kurischen Dorfes und seiner Bewohner und beschreibt auch die militärische Taktik der Skandinavier und der Kuren im Falle eines Konflikts zwischen ihnen. Es ist bekannt, dass sich unter Egils Beute in der Kurischen Nehrung unter anderem ein Schwert befand, das er Nadr (Angimi) nannte und das er zwei Jahre später in einer Schlacht in England als seine beste Waffe einsetzte“, schrieb er in seinem wissenschaftlichen Artikel „Kuronische Nehrung“. -Scandinavian Relations in Saga Literature“ (2003) vom Übersetzer Ugnius Mikučionis, der in Geisteswissenschaften promovierte.
In dem erwähnten Werk fügte er hinzu: „Die meisten der in den Sagen erwähnten weißen Völker sind Cursianer.“

13. Jahrhundert: In der geschriebenen „Egils Saga“ wird eine Episode hervorgehoben, die die Grausamkeit der Kuren veranschaulicht: Der oben erwähnte skandinavische Wikinger betrat mit seinen Gefährten heimlich eine kursische Siedlung und „raubte das lose Eigentum (also alles, was man nehmen konnte). )“ aus seinem Haus. Die Verteidiger ihrer Heimatstadt warteten jedoch bereits auf die Räuber, die aus dem Gehöft kamen.

„Die Kuren griffen sie auf der Anhöhe an, und einige griffen sie mit Speeren und Schwertern durch die Zäune an, während andere Lumpen über ihre Waffen warfen. Sie (Egilis und seine Kameraden – Beitrag des Autors) wurden verwundet, dann verhaftet und alle gefesselt und zum Bauernhof gebracht“, heißt es in der „Egilis-Saga“.

Die Kuren warfen die Gefangenen in eine Grube und Egil wurde an eine Stange gefesselt.
„Der Mann, dem dieses Gehöft gehörte, war mächtig und reich. <…> Dann wurde besprochen, was mit ihnen zu tun sei (Skandinavische Räuber). Bond (der Bauer) sagte, er halte es für das Beste, sie einen nach dem anderen zu töten. Bonds Sohn antwortete, dass es bereits eine dunkle Nacht sei und es keinen Spaß machen würde, sie zu foltern. Er schlug vor, auf den Morgen (mit der Folter) zu warten“, – die mythische Grausamkeit der Kuren basiert auf einer Passage aus der Sage.

Natürlich sollte man verstehen, dass Sagen volkstümliche Schöpfungen sind (das Wort „Saga“ ist mit dem Verb „segja“ in der alten isländischen Sprache verwandt, was „erzählen, folgen, sagen“ bedeutet), mündlich weitergegebene Geschichten zu Munde, deren Schöpfer Skandinavier sind, über Ereignisse und sie konnten die Handlungen aus für sie günstigen Blickwinkeln präsentieren.
Eine andere Sache ist das 13. Jahrhundert. Isländische Sagen sind für ihre Autoren wie ein „Dialog mit der Wikingerzeit“, daher sollte man nicht alles Geschriebene für bare Münze nehmen. Aber offenbar gab es Gründe und Annahmen dafür, genau solche und nicht andere Geschichten über die Kuren (und nicht über andere baltische Stämme) zu erfinden.

Baltische Wikinger

Ein weiterer wichtiger Teil des Bildes der Kuren ist ihre Benennung und Anerkennung als Wikinger. Es wird fälschlicherweise angenommen, dass nur Skandinavier als Wikinger bezeichnet werden könnten.
Der kurische Rekonstrukteur und Klaipėda-Historiker Benas Šimkus wies darauf hin, dass es sich bei den Wikingern um Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft handelte.
„Natürlich sind die Quellen kritisch zu bewerten, da zum Zeitpunkt ihrer Niederschrift möglicherweise eine andere Terminologie etabliert war als zur Zeit der geschilderten Ereignisse, sie zeigt aber die gleiche mentale Einschätzung der Wikinger als Gemeinschaft, in im beruflichen Sinne, nicht im ethnischen Sinne“, sagte er.
Es werden mehrere Auszüge präsentiert, die bezeugen, dass Wikinger eine polyethnische Aktivität war, das heißt, der Name „Vikingr“ wurde verwendet, um alle Räuber zu beschreiben, die in der Ostsee auftauchten.

In der Saga von Olaf Tryggvason heißt es: „<…> Als sie aufs Meer hinausfuhren, im Osten, wurden sie von Wikingern angegriffen. Es waren die Esten.
Ebenso werden die Kuren-Stämme in dieser Episode der „Kniutling Saga“ den Wikingern zugeschrieben: „Als Harald Pustykla der König von Dänemark war, waren die Bewohner des Landes und die Wikinger, die dann Dänemark plünderten: die Kuren und andere Bewohner der östlichen Länder. Sie wurden für Verbrechen nicht bestraft.
Im Bericht „über Norn-Gest“ heißt es: „Dann sehen wir viele Schiffe aus dem Norden segeln.“ Sie wurden von den Söhnen Gandalfs angeführt. Dann greifen sie sich gegenseitig an. Sigurd Žiedos war nicht da, weil er sein Land verteidigte, weil dort die Kuren und Kvenen (Finnen) wüteten.“
Laut B. Šimkaus zeugt diese Passage davon, dass das Ausmaß der kurischen Piraterie in bestimmten Zeiträumen äußerst gefährliche Formen annahm, weshalb die dänischen Herrscher die Teilnahme an wichtigen militärischen und politischen Angelegenheiten verweigern und sich daran beteiligen mussten Verteidigung ihres Landes.
„<…> Es scheint mir, König, dass Ihre Männer ziemlich mutig und besser geeignet sind, hier in Ihren Diensten zu dienen, als sich den Schlachten mit den tapferen Soldaten aus Kurland (kurisches Land/Lettland) und dem kalten Svitjod (Kiew, Russland) anzuschließen.

Eine weitere kurische erhebende Episode, verewigt in der Saga „Über Sorli den Starken“.

Original von Denis Nikitenka, Litauen

11.05.2023 veröffentlicht auf litauisch VAKARY EKSPRESAS

Die Kuren

Hier habe ich einen interessanten Artiel gefunden, dessen Homepage es leider nicht mehr gibt.

https://archive.org/includes/donate.php?as_page=1&platform=wb&referer=https%3A//web.archive.org/web/20051226091508/http%3A//www.memelland-adm.de/Bevoelkerungsgeschichte/die_kuren.html

Die Kuren

Die kurischen Landschaften Duvzare, Ceclis, Megove, Pilsaten, Lamotina von Beate Szillis-Kappelhoff

Schon im 4. Jh. v. Chr. wurde das Memelland besiedelt. Es handelte sich um Kulturen, die, durch archäologische Funde belegt, aus der Dnjpr-Region in Weißrussland stammen. Zu der sogenannten Memelland-Kultur zählen auch die zu den indo-europäischen Baltenstämmen zählenden Kuren, die sich etwa ab 2500 v. Chr. entlang der Ostseeküste ansiedelten.

Karte des Siedlungsgebietes der Kuren

Etwa vom 2. bis 5. Jh. nach Chr. spricht man vom „Goldenen Zeitalter der Balten“, denn während dieser Periode wird eine langwährende ungestörte Besiedlung durch etwa 1000 Gräberfelder nachgewiesen, weil die Bestattungsriten während dieser Zeit unverändert geblieben sind. Die Gräber der Kuren unterscheiden sich von anderen dadurch, dass die Toten inmitten runder oder rechteckiger Steineinfriedungsringe bestattet wurden. Auch gab es keinerlei Anzeichen von Abwanderungen, Bevölkerungsverschiebungen oder von Invasionen fremder Stämme.
In der mittleren Eisenzeit, der Zeit zwischen dem 5. und. 9. Jh., veränderten sich die Lebensbedingungen der baltischen Stämme, denn von Osten und Süden her wurden sie durch die Expansion der Slawen unter Druck gesetzt, und von der Ostsee drängten Schweden und Wikinger ins Land. Die prußischen und kurischen Stämme spielten während dieser Periode die führende verteidigende Rolle unter den Baltenstämmen.
Kurische und prußische Siedlungen sind an der Art ihrer Bestattungen unterscheidbar: Die Prußen äscherten ihre Toten ein, während die Kuren ihre für sie typischen Körpergräber bis ins 7. Jh. beibehielten. Sie gebrauchten immer noch Steinwälle, inmitten denen die Gräber wabenförmig nebeneinander liegen. Erst ab dem späten 7. Jh. und dem 8. Jh. wurde die Einäscherung übernommen. Dass die Kuren sich gegen skandinavische Einfälle wehren mussten, belegen Grabbeigaben.
Ab dem 5. Jh. sind Burgberge belegt. Diese Hügelburgen wurden bevorzugt auf Steilufern oder in Gewässern auf Landzungen errichtet und mit Wällen aus Baumstämmen und gestampftem Lehm befestigt. Der Innenraum einer solchen Burg betrug zwischen einem halben und einem ganzen Hektar. Die erste urkundliche Erwähnung der Kuren stammt aus dem 9.Jh., als ein gewisser Rimbert schreibt: „Ein Volk, das Chori genannt wird und fern von ihnen lebt, war einst von den Schweden unterworfen worden. Aber es ist schon so lange her, daß sie sich erhoben und das Joch abschüttelten.“
Der Kontakt mit ihren Feinden scheint sich auch auf das Verhalten der Kuren abgefärbt zu haben, denn zwischen dem 11. und. 13. Jh. hatten sie sich zu den „Wikingern unter den Balten“ entwickelt. Obwohl sehr reich, machten sie sich wagemutig auf Beutezüge. So musste Dänemark seine Küsten sommers wie winters schützen. In einem überlieferten Gebet heißt es: „O mächtiger Gott, bewahre uns vor den Kuren.“ Chroniken des 13. Jh. berichten, dass Kuren mehrmals Dänemark und Schweden verheerten, plünderten, Kirchenglocken und anderes Gerät mitschleppten. Adam von Bremen riet allen Christen, die kurländische Küste zu meiden. Kurische Kurische Geräte, wie sie typisch für die Gegend von Memel und Kretinga sind, wurden auch in Skandinavien gefunden.
Bereits im 10. und 11. Jh. zog das reiche Kurland, das einen außerordentlichen kulturellen Aufschwung genommen hatte, beutegierige Wikinger, Schweden, Dänen und sogar Isländer an. Diese wurden aber recht häufig von den Kuren in eine Falle gelockt und im Gegenzug an deren Küsten ausgeplündert. Sogar die isländische Egilsaga beschreibt Einzelheiten aus dem Leben eines kurischen Feudalherren.
Im 12. Jh. vollzog sich jedoch eine allmähliche Wandlung, denn als die Ordensritter eindrangen, waren die südkurischen Landschaften nahezu menschenleer. Der Großteil der kurischen Bevölkerung war nach Norden abgewandert. Die Ursache lag in lange Jahre anhaltenden Niederschlägen, die zu einer Klimaveränderung geführt hatten, welche die Menschen langfristig veranlassten, ihre feuchten Wohnplätze in den Niederungen entlang der Ostsee aufzugeben und in den an sich klimatisch ungünstigeren Norden auszuweichen. Zahlreiche Ordensurkunden befassen sich mit kurischen Landschaften und geben Auskunft, dass Nordkurland besiedelt war, also auch aufgeteilt werden konnte, während die südkurländischen Landschaften als „den landen, die noch ungebuwet sin“ bezeichnet wurden. Dass der Süden Kurlands nicht gänzlich unbesiedelt war, wird auch in Ordensurkunden belegt, denn man bediente sich häufig der kundigen eingesessenen „seniores“, wenn es darum ging, Landstriche zu kennzeichnen und zu benennen.
Unter den südkurischen Landschaften versteht man Duvzare, den Küstenstrich nördlich von Palanga, die Küstenbereiche des Memellandes Megowe, Pilsaten und Lamotina, sowie die Landschaft Ceclis, die weit in das heutige Szemaiten hineinreicht. Die prußischen Schalauer bewohnten die Gegend südlich und nördlich der Memel, während die vermutlich szemaitischen Karschauer den östlichen Zipfel des Memellandes besiedelten.
Allen diesen südkurischen, szemaitischen und nadrauischen Gebieten ist gemeinsam, dass sie ab dem 12. Jh. von der Bevölkerung weitgehend aufgegeben wurden. Es hielt sich eine geringe Anzahl die Wildnis durchstreifende Menschen, die diese wirtschaftlich nutzten (Jagd, Fischerei, Bienenwirtschaft). Wenn auch durch den Abzug der Kundschaft die Absatzmärkte nahezu weggebrochen waren, so stellte die Große Wildnis für ihre Nutzer doch einen erheblichen Wert dar. Durch diese halbnomadisch lebenden Jäger blieben die vertrauten, sich an natürlichen Gegebenheiten orientierenden Landschaftsnamen erhalten und fanden sich später in Ortsnamen sowohl auf ostpreußischer als auch szemaitischer Seite wieder (Beispiel Krottingen). In vorwiegend litauischer Literatur wird versucht nachzuweisen, dass der Orden die Kuren vertrieben oder gar ausgerottet habe. Dem steht gegenüber, dass die Entvölkerung bereits vor dem Auftreten des Ordens stattgefunden hatte und dass dieses Argument schon deshalb unlogisch ist, weil der Orden die nördlichen (im heute lettischen Bereich wohnenden) Kuren am Leben gelassen hat.

Kurenfischer und Kurenkäne am Horizont

Es ist davon auszugehen, dass die nordkurische Bevölkerung nie die Besuche im südlichen Kuren-Gebiet aufgegeben hat, denn als hervorragende Seeleute kannten sie ihre alten Gründe. Schließlich auch bedeutet der Name Kure „schnell zu Wasser“. Bewohner der Kurischen Nehrung berichteten noch im 20. Jh., dass lettische Kuren bei Schlecht-Wetter Schutz im Haff suchten und bei Nehrungsbewohnern übernachteten. Probleme bei der sprachlichen Verständigung habe es dabei kaum gegeben. Überliefert ist auch, dass die kurische Sprache zuletzt eine reine Männersprache war, die nur auf den Schiffen gebraucht wurde. Da kurische Männer gerne Frauen aus den anderen baltischen Brudervölkern heirateten, war es üblich, zu Hause die Muttersprache und auf See die Männersprache zu sprechen, die ja letztlich auch eine Fachsprache war. Dass sie zudem auch recht rüde war, belegen etliche kurische Familiennamen.
Ab dem 14. Jh. setzte eine Rückwanderung der kurischen Bevölkerung in die alten Gebiete ein, denn inzwischen hatte sich das Klima gebessert, und die Wildnis konnte wieder besiedelt werden. Die Kuren kamen recht früh, denn als zunehmend Szemaiten und Litauer als Siedler akzeptiert wurden, befanden sich die Kuren zusammen mit den Prußen bereits in priviligierteren rechtlichen Stellungen. Diese „neuen“ Kuren hatten jedoch ihre alte Sprache weitgehend vergessen und sprachen einen lettischen Dialekt. Zudem lebten ab dem 15. Jh. in den alten südkurischen Landschaften nun auch Deutsche, Prußen, Szemaiten und Litauer, so dass sich unter der ländlichen Bevölkerung eine Sprache herausbildete, die lettisch, prußisch und vor allem litauisch geprägt war, sich jedoch in vielen Begriffen vom Litauischen unterschied. Ein wichtiges Bindeglied zur deutschen Kultur war die plattdeutsche Sprache. Dass viele deutsche Wörter übernommen wurden, zeigt das nehrungs-kurische Wörterbuch von Richard Pietsch. Die Landbevölkerung war durchweg mehrsprachig, jedoch beherrschte sie selten die hochdeutsche Sprache, die Sprache des Rechts, der Schulen und der Gottesdienste. So stellte sich die Kirche darauf ein, indem sie je nach Ortschaft deutsch oder litauisch predigen ließ, denn Litauisch war die Sprache, die letztlich alle verstanden und die die Prediger deshalb erlernen konnten, weil sich eine litauische Schriftsprache herausgebildet hatte, während die Sprachen der Kuren und Prußen langsam ausstarben.
Die Kuren galten unter ihren ostpreußischen Mitmenschen schon als eigenartiges Völkchen, das man beäugte und über das man so seine Geschichten erzählte. Ihre Häuser galten als primitiv, hatten sie doch keinen Schornstein, und das Innere der Häuser war dem entsprechend verqualmt. Für ihre Bewohner machte das aber durchaus einen Sinn, wurden doch so im Bodenraum die Netze getrocknet und auch die Fische geräuchert.

Am Meer, am Strande,
an der Ostsee im Sande,
da steht eine Hütte gar lieblich, gar klein.
Da wohnte mein Vater,
was möglich war, tat er,
denn ich war sein einziges Goldvögelein.
Auf Wellen, auf Wogen,
ward´ ich auferzogen,
der schaukelnde Kahn
sollt´ die Wiege mir sein. (altes Lied)
Kurenfischer und Kurenkäne am Horizont

„Groß war ihr Aberglaube“, schreiben mehrere Chronisten, und tatsächlich hatte sich der alte heidnische Glaube bis in das 20. Jh. erhalten und wurde zumindest bei Familienfeiern und im Brauchtum noch praktiziert. Es gab unzählige Seher, Wahrsager, Besprecher, Heilmittelhersteller und Quacksalber. Und man glaubte an die Bedeutung von Träumen. So erzählte mir der hochverehrte Richard Pietsch, der in Funk und Fernsehen als der „letzte Kure“ bezeichnet wird, dass er das New Yorker Unglück des 9. September 2001 vorausgeträumt habe und sehr unter seinen seherischen Fähigkeiten litte. Ich glaube ihm, denn er ist nicht der erste Memelländer, der mir von so etwas fast verschämt berichtete, weil es in unsere heutige rationale Welt nicht so recht hineinpassen will und als esotherisch und spinnerhaft gilt.
Es gab zahlreiche ostpreußische Redensarten, die sich auf die Kuren beziehen. So bezeichneten sich Betrunkene gerne als „von Kuren verhext“, stürmisches Wetter wurde „kurisches Wetter“ genannt, und „Kurischer Kaffee“ war Warmbier mit Schnaps. Mit kurischen Marktfrauen legte sich keine Königsbergerin gerne an, fürchtete sie doch, von ihr verflucht zu werden. Etwas abergläubisch waren die immerhin aufgeklärt tuenden Stadtmenschen doch, um nicht den Geschichten zu glauben, dass die Kuren, wenn sie ihre Marktstände mal kurz verlassen wollten, diese mit einem einzigen Hexenblick derart zu sichern in der Lage waren, dass ein etwaiger Dieb solange angewurzelt stehenbleiben musste, bis der Besitzer zurückkehrte.
Ein Kure sah die Situation allerdings anders: „On wenn man nu heert, de Keenigsberjer Feschwiewer wäre frech on driest, dat wäre nech onse Fescherfruues, dat wäre vielleicht denn de städtsche Kuppelwiewer, de Handelswiewer ute Stadt. Onse Fruues hadde seck fär em Markt scheen trechtjemoakt, se tooge denn frisch jestärkte Röck an on groote schwarte Koppdeeker. On under ehre groote Marktscherz, doa hadde se dat Portmonnee, de Wechseltasch. Joa, on denn wurd da verkofft. Also, eck mott joa segge, de meiste hadde joa Stammkunde, de se all veele, veele Joahre kennte. On eck mott joa segge, de beste Kunde en Keenigsbarch fär de Fescher, dat wäre joa de Jude. De häbbe veel, veel Fesch jejäte.
On wenn denn oawends de Fruues denn wedder tohuus wäre, denn wurd dat Jeld jetellt, on wenn neetich, met dem Partner ook forts jedeelt. On dat wär alles meistens Sach von de Fruues. Joa, de Männer, manchmoal am Sinnoawend wäre se joa ook manchmoal doabi, oaber to segge hadde se doa nuscht!“

Klotzschlorren, im Sommer gingen alle meistenteils barfuß.

Die kurischen Männer werden beschrieben, dass sie fast durchweg bartlos waren und kurzgeschnittene Kopfhaare trugen. In der Regel waren sie mit Jacken oder Jacketts bekleidet, die von weißer oder blauer Wolle gestrickt oder selbstgewirktem Wollstoff hergestellt waren. Dazu trugen sie Drillichhosen und je nach Wetterlage eine Mütze oder einen Südwester. Ging es zum Fischfang, zog man dicke friesähnliche Wandröcke und lange, bis über die Knie reichende Wasserstiefel an. Im Winter trug man Klotzschlorren, im Sommer gingen alle meistenteils barfuß.
Die Frauen trugen langärmlige Blusen unter einem Mieder und dazu gesteifte Röcke, deren Zahl mit dem Wohlstand einer Frau zunahm. Frauen trugen immer ein Kopftuch, Mädchen dagegen nur auf Ausgängen. An Festtagen drapierten sie das Kopftuch um ein Häubchen.

Zu den Fischern gehn wir,
besuchen Fischer,
bei Fischern wollen wir frein.
Wie weich die Händchen
der Fischermädchen,
wie kühl sind ihre Bettchen.
Zu Häupten ein Ruder,
ein Netz zur Seite,
ein Segel zum Bedecken.
(altes litauisches Lied)
Kurenfischer und Kurenkäne am Horizont

Was den Charakter der Kuren betrifft, so wird berichtet, dass sie zäh am Althergebrachten hingen und für Neuerungen, sollten sie noch so zeitgemäß und vorteilhaft für sie sein, fast gänzlich unzugänglich waren. Ein „melancholischer Hauch über ihrem Wesen“ wird mit ihrem immerwährenden Kampf gegen die Elemente, mit ihrer Abgeschlossenheit vom übrigen Leben und mit ihrem Trotz und ihrer scheuen Zurückgezogenheit begründet. Sie werden beschrieben, dass sie in allen Lebensverhältnissen von „strenger Rechtlichkeit“ und „höchst gastfrei“ sind. Andererseits werden sie als unbarmherzig gegen gestrandete Schiffsbrüchige bezeichnet, allerdings das nur hinsichtlich der Schiffsladung. Was an den Strand geworfen wurde, sahen sie als ihr Eigentum an. Die Kuren galten als schwer zugänglich, und es dauerte eine Zeit, bis sie Fremden gegenüber aufgeschlossener wurden. Aber ihre unverwechselbare Physiognomie, der freundliche, offene Blick aus ihren blauen Augen und ihr diskreter Charme machte auf Chronisten einen ebenso sympathischen Eindruck wie ihre offensichtliche Lebenstüchtigkeit.
Es ist nicht so, dass die Kuren nur auf der Nehrung lebten, die für Feldwirtschaft nicht geeignet war. Der Großteil der „Zippel-Kuren“ genannten Bevölkerung lebte um das Haff herum und im Memel-Delta und betrieb Gemüseanbau. Mit ihren Timberkähnen brachten sie Zwiebeln, Kürbisse, Kohl, Bohnenkraut und Porree zum Königsberger Stadthafen, nach Labiau und Tilsit, um ihre Erzeugnisse dort direkt zu vermarkten. Großabnehmer für das Heu, das hochaufgetürmt auf den Kähnen transportiert wurde, war die Heeresverwaltung. Auch die Fischmärkte wurden selbstverständlich über die Wasserwege beschickt.

„On oppem Feschmarkt, denn jinge joa emmer bloß de Frues. Dat wurd ook von de Männer anerkannt, dat Jeld vom Verkoop opp em Markt, dat wär alles bi de Fescherfruu. On de meiste Frues, de moakte dat ook sehr goot. Eck häbb doa von de Männer nie Kloage jeheert. Joa, on de Frues, de fuhre denn meedweeks on vor alle Dinge sinnoawends met em Damper oppem Feschmarkt en Keenigsbarch. On dem Fesch hadde se en Kuppelkärw on Oalkärw all sorteert. Disse Kärw wäre sehr stabil, met em Krommholt oder Peed kunnst twee doavon goot droage. Doa jinge emmer so etwa e halwer Zentner ren. On de Oalkorb, de mott scheen dicht jeflochte sen, de Kuppelkärw, de kenne all loftjer senne. On denn wußte nu all emmer Bescheed. Wieveel Kärw nemmt se hiede met?“
On de dieerste on wertvollste Fesch, dat wär jos denn nu de Oal. De wurd en dree Sorte sorteert: groote, meddlere on kliene. On de andre Fesch, dat wär denn je noa Joahrestied Zander, Schlie, Quappe, Neenooge, Brasse on denn noch so Biefang – dat wurd denn joa ook alles so sorteert. On all opp em Damper hadde de Fruues ehre feste Plätze – de satte därperwies – on denn joa ook oppem Feschmarkt em Marktkeller. Doa wär so e Verkoopsdesch, so veer Meter hadde wi. On oak doa stunde de Feschfruues emmer so noa Därper jetrennt: doa wäre de Temmerbooder, de Peyser, de Heydekröger, de Nautzwinkler on so.“
Fischmarkt in Königsberg

Die Kurischen Fischer bauten ihre Boote selbst. Die Bootstypen wurden nach der charakteristischen Art ihrer Netze benannt: Der Keitel (kidel) ist ein 10 bis 12 Meter langes trichterförmiges Netz, das von nur einem Boot, dem Keitelkahn gezogen wird. Keitelkähne konnten noch bei Windstärke 9 rentabel fischen, Kurrenkähne noch bei Windstärke 8, und selbst bei Orkan war eine Rückkehr noch möglich. Das Kurrennetz war ein dreiwandiges Netz von 240 bis 300 Meter Länge und musste von zwei gleichstarken Segelkähnen mit der Windrichtung geschleppt werden. Da diese Schiffe einer sehr starken Belastung ausgesetzt waren, musste die Stärke des Bauholzes ebenso dick sein wie die eines Keitelkahnes. Die Braddenkähne brauchten nicht so starkes Bauholz, fischten aber auch zu zweit mit einem 180 Meter langen Netz. Alle Haffboote hatten einen Tiefgang von nur 40 Zentimetern. Für die Nachtfischerei waren mehrere Netze in Gebrauch, auch gab es eine große Anzahl spezieller Netze, je nachdem auf welchen Fisch man aus war. Im nördlichen Kurischen Haff war die Reusenfischerei sehr hoch entwickelt.
Das Fischereirecht regelte sehr genau, wann wie mit welchem Garn zu fischen war. Wohl am faszinierendsten war die körperlich außerordentlich anstrengende Eisfischerei. Hier hatte jeder Fischwirt nur das Recht für halbes Wintergarn, so dass er gezwungen war, mit einem Kollegen zusammen zu arbeiten. Außerdem benötigte man sechs bis zehn Gehilfen, zwei Kastenschlitten, sogenannte Waschen, mit aufmontierten Winden sowie zahlreiches Gerät: Eisäxte, Eisstemmen, Eisstecher, diverse Gabeln, Stangenhaken und zwei zusammensteckbare Stangen von etwa 10 Zentimeter dicke und 50 Meter Länge. Die Arbeit begann vor Sonnenaufgang, und das Fangglück bestand darin, dass man auf Fischlager stieß, in denen sich die Fische träge versammelt hatten. Einzelne Fischer arbeiteten weniger aufwendig mit Stellnetzen, andere bevorzugten die Klapperfischerei, die vor dem 1. Weltkrieg eine Zeitlang verboten war, weil sich hier eine Menge nichtberuflicher Fischer betätigten.
Als Zeugnis ostpreußischer Volkskunst werden die aus Holz geschnitzen, gesägten und bunt bemalten Schiffswimpel an den Masten der Keitelkähne betrachtet. Litauische Künstler stellen sie heute wieder auf der Kurischen Nehrung zum Verkauf her. Aber so sehr alt ist diese Kunst noch gar nicht, denn sie wurde erst 1844 von der Regierung in Königsberg für 136 fischereiberechtigte Ortschaften der beiden preußischen Haffe verordnet:
„daß jeder Berechtigte bei Ausübung der Fischerei… auf der Spitze des Mastes eine wenigstens zwei Fuß lange und einen Fuß breite Flagge von derjenigen Farbe, welche der Ortschaft, woselbst er seinen Wohnsitz hat, von der Regierung erteilt worden ist, führen soll.“ Mit dieser Maßnahme sollte die Kontrolle der Fischerei erleichtert werden, weil immer wieder Fischer bei der unberechtigten Ausübung des Fischfangs angetroffen wurden. Wer ohne Ortsflagge fuhr, wurde mit 1 bis 10 Talern Strafe belegt, wer mit falscher Flagge segelte, zahlte zwischen 10 und 50 Talern. Die Orte der Ostküste des Kurischen Haffes fuhren mit rot-weißer Kennzeichnung, die Südküste hatte blau-gelb. Die Orte auf der Kurischen Nehrung führten die Farben schwarz-weiß. Die Ortskennzeichen waren also nur die Grundform, alles andere blieb der Fantasie, der Darstellung des eigenen Wohlstandes, der Selbstdarstellung oder auch nur der Darstellung eigener Wünsche und Träume überlassen. Letztlich hing auch alles vom handwerklichen Geschick eines jeden Fischers ab.

Kurenwimpel

Auf der Spitze wurde oft die Wellengöttin Bangputtis dargestellt. Ebenso beliebt war der Schiffergott Bardoaitis oder Perdoitos, dessen eine Hand Richtung Himmel und dessen andere Hand Richtung Wasser zeigte. Daneben wurden alte heidnische geometrische Ornamente wie Sechsstern und Radkreuz übernommen. Aber unbekümmert daneben wurden auch Häuser, Kirchen, Schiffe, selbst Fahrräder eingefügt.
Ich werde manchmal gefragt, wo die Kuren denn geblieben sind. Nun, die Frage ist ganz einfach zu beantworten: Sie haben sich mit den anderen Einwohnern des nördlichen Samlands, der Elchniederung und des Memellandes vermischt. Auch wenn sie bei Hermann Sudermann und Ernst Wichert „Litauer“ genannt werden, sind sie ebenso zu Ostpreußen geworden wie die Prußen und leben in vielen von uns fort.

Literatur:
Ambrassat, August „Die Provinz Ostpreußen“, Frankfurt/ Main 1912 Gaerte, Wilhelm „Urgeschichte Ostpreussens“, Königsberg 1929 Gimbutas, Marija „Die Balten“, München-Berlin 1983 Lepa, Gerhard (Hrsg) „Die Schalauer“, Tolkemita-Texte Dieburg 1997 Mortensen, Hans und Gertrud „Die Besiedlung des nordöstlichen Ostpreußens bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts“, Leipzig 1938 Tolksdorf, Ulrich „Fischerei und Fischerkultur in Ostpreußen“, Heide/ Holstein 1991 Woede, Hans „Fischer und Fischerei in Ostpreußen“, Leer 1985